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Die Geschichte der Stadt bis 1848

Das ursprünglich polnische Adelsgeschlecht der Herren von Vlček von Dobrá Zemnice stammte aus der Gegend um Teschen. Jan der Ältere von Vlček ließ sich in Troppau nieder und nahm die tschechische Lebensweise an. Nach seinem Umzug nach Klimkovice ging er ziemlich rücksichtslos vor und rief mit seinem Handeln scharfe Auseinandersetzungen mit seinen Untertanen hervor, die er häufig mit dem Kerker bestrafte. Er starb 1613 und sein Erbe trat sein Sohn Nikolaus der Jüngere an, geboren 1592 und Landesrichter des Fürstentums Troppau. Nikolaus Vlček gab 1615 den Bürgern all ihre zuvor erworbenen Rechte und Privilegien zurück. Doch 1618 brach der Dreißigjährige Krieg aus und durch das Land zogen mehrmals Söldnerheere durch.

Nikolaus Vlček musste zahlreichen Anschuldigungen trotzen. Als Protestant stand er auf der Seite des Ständeaufstandes, welchen er jedoch nicht unterstützte. Umso mehr engagierte er sich beim Einfall des Heeresführers Mansfeld, dessen Truppen 1626 in die Region Troppau einfielen und für mehrere Tage auch Klimkovice besetzten. Nikolaus Vlček bezeugte, so wie viele weitere protestantische Adelige, seine Sympathien zu Mansfeld. Dafür wurde er nach dem Vertreiben der dänischen Truppen vom Kaiser bestraft. Nikolaus Vlček musste sich vor der Konfiskations-Kommission vehement verteidigen. Zu seiner Verteidigung gab er an, den Feind gemieden zu haben und heimlich vor ihm nach Polen geflohen zu sein, und dass Klimkovice in seiner Abwesenheit besetzt und sein Herrschersitz geplündert wurden. Er wurde zu einer Strafe von 4 000 Talern verurteilt.

Aus der Herrschaftszeit von Nikolaus Vlček können wir uns ein Bild über die Größe der Stadt Klimkovice machen. 1643 werden in Klimkovice 13 Häuser mit Schankrecht, 14 Handwerker, 9 Häusler, 3 Gärtner und 2 Tagelöhner gezählt. Aus den überlieferten Angaben ist erkennbar, dass das Wirtschaften in dieser Herrschaft für die damalige Zeit ein hohes Niveau erreichte. In der Tierzucht hielt man 2 200 Schafe, 484 Kühe, 120 Schweine, 170 Pferde und 22 Stuten. Die Untertanen hielten auf dem Gebiet der Herrschaft 4 508 Schafe, 724 Kühe und 400 Pferde.

Nikolaus Vlček war mit Anna Bludovská verheiratet und hatte mit ihr den einzigen Sohn Kaspar, der 1655 in Teschen die Adelige Zuzana Borkovná heiratete. Er übernahm zwar auch die Herrschaft, doch um alle Angelegenheiten kümmerte sich nach wie vor sein Vater. Nikolaus Vlček starb am 21. Juli 1664 im Alter von 72 Jahren und wurde im Familiengrab beigesetzt. Sein Sohn lebte kaum länger als sein Vater. Er starb nur knapp ein Jahr später, am 3. Dezember 1665. Er hinterließ eine junge Witwe, seine zweite Ehefrau Anna Katharina Pačinská und die beiden Söhne Kaspar und Heinrich Wilhelm. Der ältere Sohn Kaspar verstarb mit nur 14 Jahren. Für den minderjährigen Heinrich Wilhelm (geboren am 17. September 1665) wurde die Herrschaft von seinem Onkel Friedrich Georg Vlček verwaltet. Die Adelsfamilie Vlček trat zum katholischen Glauben über und wandte sich sogar von der Sprache ihrer Vorfahren ab. Sie entschieden sich für die deutsche Sprache und änderten ihren Namen in Wilczek.

Durch den Beitritt zur katholischen Kirche öffneten sich dem jungen Heinrich Wilhelm Wilczek die Türen zu hohen Funktionen und Ämtern. Mit 20 Jahren übernahm er die Herrschaft Klimkovice und trat in den kaiserlichen Militärdienst, wo er zunächst Feldmarschall und später k. u. k. Kämmerer und Geheimrat wurde. In den Jahren 1709 – 1712 wurde er zum österreichischen Gesandten in Russland am Hof des Zaren Peter des Großen ernannt. 1714 wurde er in den Adelsstand der Reichsgrafen erhoben und 1716 dann zum Gesandten in Polen, Preußen und Dänemark ernannt.

Er heiratete die wohlhabende Gräfin Marie Charlotte Saint Hilaire und kam so in Besitz der Burg Kreuzenstein im heutigen Niederösterreich. Von seinen Verwandten erbte oder erwarb er in der Region Teschen Ráj, Koňská, Zámrsk, in der Region Ostrava Heřmanice, Vrbice, Muglinov, Hrušov und Slezská Ostrava, in der Region Troppau Velká Polom mit den Dörfern Vřesina, Čavisov, Horní Lhota, Malá Lhota, Budišovice und Krásné Pole und weiter Poruba, Dolní Polanka und Hlučín. Zu seinen Lebzeiten gründete er in der Nähe von Klimkovice 1709 die neue Siedlung Janovice und 1715 die Siedlung Josefovice, die er nach seinem älteren Sohn Josef benannte.

Heinrich Wilhelm Wilczek starb in Vratislav am 19. März 1739 und wurde auf eigenen Wunsch im Familiengrab in Klimkovice beigesetzt, das er vor seinem Tod in den Jahren 1730 – 1738 als Seitenkapelle der Pfarrkirche erbauen ließ. Der Bau im byzantinischen Stil mit Kuppel verleiht der Kirche einen besonderen architektonischen Charakter. Sein Grabstein mit Büste in Lebensgröße steht an der Westseite der Kapelle.

Heinrich Wilhelm Wilczek hinterließ zwei Söhne. Dem jüngeren Josef Maria Balthasar vererbte er die Gutshöfe Ráj und Zámrsk in der Region Teschen. Die übrigen Herrschaften und Klimkovice erbte sein älterer Sohn Josef (Maria Leopold Adam) Wilczek. Auch er bekleidete hohe Ämter, war k. u. k. Geheimrat und Reichshofrat. Er wurde in turbulenten Zeiten geboren, als in Europa der Siebenjährige Krieg tobte. Auch unsere Region hatte unter den Einfällen und Plünderungen der preußischen Truppen zu leiden. Noch dazu schleppten die Soldaten eine fürchterliche Seuche nach Schlesien. 1758 breitete sich die Pestepidemie auch in Klimkovice aus. Bis Mitte des Jahres 1759 starben 381 von den insgesamt knapp 1 000 Bewohnern an den Folgen der Pest. Da nichts gegen diese Krankheit half, wurden in der Stadt Gebete und Gottesdienste für den hl. Sebastian abgehalten mit Fürbitten für das Ende der Pest. Im Glauben, dass sie erhört wurden, ließen ihm die Gläubigen 1760 in der Mitte des Marktplatzes eine Statue errichten (heute steht diese in der Nähe der Pfarrkirche).

Während der Herrschaft des Grafen Josef Wilczek brachen in den Regionen Troppau und Teschen Bauernaufstände aus. Vom Krieg zerstörte Gehöfte, Rückgang der Einwohnerzahl durch die Pest und das kostspielige, luxuriöse Leben des Adels zwangen die Obrigkeit zur rücksichtslosen Ausbeutung der Untertanen, die mit körperlichen Straften und Kerker zu ihren Pflichten gezwungen wurden. Kein Wunder, dass in solch einer Situation Unruhen und Bauernaufstände ausbrachen. Die Konflikte mit der Obrigkeit wurden erst durch Aufhebung der Leibeigenschaft in Schlesien im Jahr 1784 gelöst.

Trotz des spürbaren politischen und wirtschaftlichen Aufschwungs der Herrschaft Klimkovice unter den mächtigsten Herren von Wilczek, blieb Klimkovice eine kleine Stadt mit vorwiegend landwirtschaftlichem Charakter. Heinrich Wilhelm von Wilczek handelte zwar für Klimkovice einen weiteren jährlichen Markt, zwei Vieh- und Wollmärkte sowie einen wöchentlichen Markt (am Montag) aus. Doch die Adelsfamilie Wilczek kümmerte sich eher um die eigenen Interessen und den eigenen Wohlstand und setzte sich kaum für den Aufschwung der Gewerbe und des Handwerks ein. Die Anzahl der Handwerker in der Stadt stagnierte. Josef Maria Wilczek ließ auch die verlockendsten Angebote seiner Zeit unbeachtet. Es handelte sich um die ersten Funde von Kohlevorkommen in der Region rund um Ostrava, zunächst in Klimkovice Pod vinohrady und dann bei Slezská Ostrava. Die Herren von Wilczek lehnten damals das vorteilhafte staatliche Bergbau-Angebot sehr zum Nachteil der Stadt ab, die zu einem Zentrum der industriellen Entwicklung des Landes hätte werden können.

Josef Maria Wilczek starb im Jahr 1777. Ihm folgte sein Sohn Franz Josef Wilczek, der als letzter Fürst der Adelsfamilie Wilczek 1834 starb und im Familiengrab in Klimkovice beigesetzt wurde.

Zwischen 1792 und 1848 gehörte die Herrschaft Klimkovice verwaltungstechnisch zum Landkreis Teschen. Damals erreichte sie ihre größte Ausdehnung und umfasste 19 Dörfer, zusammen mit welchen Klimkovice 328 Häuser und 2482 Bewohner meist tschechischer Herkunft zählte. Klimkovice galt als die angeblich einzige rein tschechische Stadt in Schlesien und es ist verwunderlich, dass sich die Stadt diesen Charakter im deutschen Umfeld bewahren konnte.

Und es klingt um so verwunderlicher, dass im denkwürdigen Revolutionsjahr 1848 aus Klimkovice keine Unterstützung der nationalen Wiedergeburt kam. Im Gegenteil, wie ein schwarzer Schatten auf der Geschichte von Klimkovice liegt die Petition der Stadt, die am 22. Juni 1848 nach Prag übermittelt wurde. Darin steht, dass sich die Stadt gegen die Forderungen der Wenzelsversammlung stellt und den Anschluss Schlesiens an die Länder der böhmischen Krone ablehnt. Eine mögliche Erklärung wäre, dass diese Petition ohne Wissen der Bevölkerung verfasst wurde.

Doch dies war nicht der einzige schwarze Schatten des Jahres 1848. Am 30. August 1848 brannte die Stadt fast völlig aus. Der Brand entstand eine Stunde vor Mitternacht im Gemeindewirtshaus auf dem Marktplatz, und wenige Stunden später fielen 98 Häuser, 37 Scheunen mit Getreide, die Brauerei und 3 Menschen den Flammen zum Opfer. Knapp sechs Jahre später kam dann die nächste Katastrophe. Am 21. April 1854 brach um 3 Uhr nachmittags ein Brand in der Pfarrei aus und breitete sich auf die Kirche, das Schloss, weitere 28 Häuser und 17 Scheunen aus und kostete 2 Menschen das Leben.

Das vom Brand schwer in Mitleidenschaft gezogene Schloss zwang Graf Jan Nepomuk Josef Ambrosius Wilczek 1854 zur Verlegung des Familiensitzes nach Niederösterreich. Im Jahr 1848 hatte der Adel endlich alle seine Privilegien verloren, die feudale Ordnung zerbrach und die Herrschaft Klimkovice mit ihr.