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Klimkovice in den Jahren 1848 – 1918

Das beginnende 19. Jahrhundert brachte in allen Bereichen der Gesellschaft große Veränderungen mit sich. Doch das markanteste Ereignis dieser Zeit war der Zusammenbruch der feudalen Ordnung im Revolutionsjahr 1848. Für den Adel bedeutete dies das definitive Ende feudaler Privilegien und den Verlust der uneingeschränkten Macht gegenüber den Untertanen. Für die einfachen Leute bedeutete es hingegen das Ende der Unterdrückung und die Befreiung von ihren Pflichten gegenüber der Obrigkeit.

Die Änderung der politischen Machtverhältnisse machte 1850 die Schaffung neuer Verwaltungsbehörden notwendig. Das Landesgebiet Schlesiens wurde in politische Bezirke unterteilt, welche die grundlegenden Verwaltungseinheiten der Staatsverwaltung bildeten. Klimkovice wurde nach mehr als fünfzigjähriger Zugehörigkeit zum Kreis Teschen wieder an den politischen Bezirk Troppau angeschlossen. Jeder politische Bezirk hatte einen eigenen Bezirkshauptmann. Die Bezirksgerichte wurden für alle Bewohner des Gerichtsbezirks, ungeachtet des Standes und Berufes, zur niedrigsten gerichtlichen Instanz.

Weitere für Klimkovice ausschlaggebende Änderungen ereigneten sich im Wirtschaftsbereich. Der wachsende Kohlebergbau rund um die Stadt Ostrava zu Beginn des 19. Jahrhunderts ließ neue Industriebetriebe entstehen. Im Jahr 1828 wurde auf Initiative des Olmützer Erzbischofs das Hüttenwerk Vítkovice mit Hochöfen für die Eisenerzeugung gegründet. Der Bergbau und die Stahlindustrie benötigten immer mehr Arbeitskräfte, die nach der Aufhebung der Leibeigenschaft aus nah und fern nach Ostrava strömten.

Diese Möglichkeit nutzten auch viele Bewohner von Klimkovice, die sich Arbeitsstellen in Fabriken rund um Ostrava in der Hoffnung auf höhere Einnahmen und ein besseres Leben für ihre Familien suchten. Sie nahmen dafür auch die schweren Bedingungen in Kauf, da sie bis zum Bau der Eisenbahnstrecke nach Klimkovice täglich nach Ostrava zu Fuß gehen oder dort in Arbeiterunterkünften hausen mussten und ihre Familien nur am Sonntag sahen. Arbeitszeiten von 12 – 14 Stunden waren keine Seltenheit und nach dem Erwerb des Hüttenwerks durch Baron Rothschild waren auch die Löhne nicht besonders hoch. Unter dem Einfluss der Bergleute aus Ostrava breitete sich unter den hiesigen Arbeitern eine starke Solidarität aus, die sich in der Gründung der ersten Arbeitervereine in Klimkovice niederschlug. 1873 entstand der Verein katholischer Arbeiter und 1906 folgte der Bildungsverein für Arbeiter „Pokrok“ (Fortschritt).

Die Folgejahre nach 1848 standen Klimkovice im Zeichen des verschärften Kampfes für den nationalen Charakter der Stadt und die Bewahrung vor der sich ausbreitenden Germanisierung. Die Stadt Klimkovice konnte sich ungeachtet all der Versuche um eine Eindeutschung ihren rein tschechischen Charakter bewahren.

Bau der Eisenbahn

Josef Hradil und Dr. med. Rudolf Resner engagierten sich für den Bau der Eisenbahnstrecke Svinov – Klimkovice. In der damaligen Situation, als sich die Stadt durch die kostenintensive Errichtung von Schulen finanziell völlig verausgabt hatte, da man bewusst auf jede Art von staatlicher Förderung verzichten wollte, handelte es sich um ein ungemein mutiges und riskantes Unterfangen. Beide Herren beschlossen im Jahr 1910, eine Aktiengesellschaft zu gründen. Sie wandten sich an Klimkovice, Polanka, Svinov und deren Einwohner mit der Bitte zur Zeichnung der neu ausgegebenen Wertpapier für 200 Kronen. Es wurden 4 850 Stück Aktien verkauft, was für das Bauvorhaben ausreichte. Die Arbeiten gingen schnell voran und am 8. Dezember 1911 konnte sich Klimkovice über die erste Eisenbahnverbindung zur Außenwelt freuen.

Erster Weltkrieg

Laut der Volkszählung im Jahr 1880 waren von den 2 361 Bewohnern von Klimkovice nur 397 deutscher Nationalität. Aus dieser Zählung erfahren wir auch die Größe der einzelnen Ortsteile. Von der Gesamtzahl lebten in Klimkovice 1366, in Lagnov 600, in Josefovice 251, in Hýlov (Teil der Gemeinde Čavisov) 106 und in Janovice (Teil der Gemeinde Olbramice) 38 Einwohner. Was das Glaubensbekenntnis betrifft, lebten in Klimkovice 2 305 Katholiken, 3 Protestanten und 53 Juden.

Aus all den angeführten Tatsachen lässt sich schließen, dass Klimkovice mit einem gewissen Selbstvertrauen und Weltoffenheit in das neue Jahrhundert aufbrachen, was jedoch sehr bald vom Ersten Weltkrieg zunichtegemacht wurde. Der Krieg kam plötzlich und unerwartet. Schon einen Monat nach dem Attentat auf den österreichischen Thronfolger am 28. Juli 1914 in Serbien. Es wurde zur allgemeinen Mobilmachung aufgerufen. Hunderte Männer mussten ihre Familien verlassen und in den Krieg ziehen, von dem man annahm, dass er in wenigen Wochen entschieden wäre, der insgesamt jedoch 4 Jahre dauerte. Die verlassenen Gehöfte verfielen zusehends und durch das Einziehen der Pferde fehlte es an Zugtieren, was sich bald in Nahrungsmittelknappheit bemerkbar machte. Ab April 1915 wurden Lebensmittelmarken ausgeteilt und am 3. und 4. Oktober 1917 wurde die zwei letzten Glocken, die hl. Katharina mit 874 kg und der hl. Johannes mit 440 kg abgenommen. Kurz darauf wurden auch alle Orgelpfeifen aus Zinn eingezogen. Laufend kamen Nachrichten über die Gefallenen, deren Gesamtzahl im Gerichtsbezirk Klimkovice schließlich 376 Mann betrug. In Klimkovice selbst mussten 63 Bürger ihr Leben lassen. Ihre Namen sind auf dem Sandstein-Denkmal für die Opfer des Ersten Weltkrieges verewigt, das heute im Petr-Bezruč-Park steht.

Der Kriegsverlauf deutete auf einen Sieg gegen Österreich-Ungarn hin und erweckte die Hoffnung, dass die Tschechen und Slowaken einen eigenen Staat gründen könnten. Tschechische Gefangene bildeten im Ausland militärische Verbände und kämpften Seite an Seite mit den Alliierten für ihre Freiheit. Darunter waren auch Legionäre aus Klimkovice.