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Niemand darf vergessen werden

Wassili Alexejewitsch Staschko

(*1923 – † 27. 04. 1945)

Wassili Alexejewitsch Staschko wurde 1923 in Terny geboren, einer Kleinstadt in der ostukrainischen Oblast Sumy, die heute direkt an Russland grenzt. Die Geschichte von Terny reicht bis ins Jahr 1643 zurück. Als Leutnant Staschko das Licht der Welt erblickte, lebten hier mehr als 9 000 Bewohner. Die Stadt erlebte dank der Verarbeitung von landwirtschaftlichen Produkten einen wirtschaftlichen Aufschwung. Doch die Stalinschen Säuberungen, der Krieg und die Nachfolgeereignisse führten zum Rückgang der Bevölkerung auf die heutige Zahl von rund viertausend Menschen. Den Schrecken des Krieges forderten mehr als 900 Opfer unter den Bewohnern von Terny, darunter auch das Leben von Wassili Alexejewitsch und seinen engsten Familienmitgliedern.

 

Familie von Leutnant Staschko

Sein Vater Alexej Rodionowitsch war Meister in einem Schulbetrieb – er bildete Schüler im Fachgebiet Maschinenbau aus. Seine Mutter Anna Makarowna war Hausfrau. Der junge Wassili interessierte sich seit seiner Kindheit für das damals erst aufkommende Fachgebiet – die Radiotechnik. 1940 nahm er sein Hochschulstudium am Institut für Technik Charkiw auf. Am 22. Juni 1941 marschierten Hitlers Truppen in der damaligen Sowjetunion ein und der ausgebrochene Krieg warf schon in den ersten Tagen seinen Schatten auf die Familie Staschko. Kurz nach Kriegsbeginn fiel Wassili Alexejewitschs Vater.

Der junge Wassili Alexejewitsch wurde gleich nach Ausbruch des Krieges in die Rote Armee eingezogen und unweit der Stadt Dschambul (heute Taras) in Kasachstan zum Jagdflieger ausgebildet. 1944 setzte er seine Ausbildung für höhere militärische Ränge an der Luftkampf-Leutnantschule in der 20 km von Moskau entfernten Stadt Ljuberzy fort, wo sich die Niederlassung des Moskauer Fluginstituts von Wassili Alexejewitsch befand. Sein damaliges Aussehen verrät uns die erste der Fotografien, aufgenommen wahrscheinlich anlässlich der Verleihung des Roten Sterns für Kriegshelden bei der Befreiung der Ukraine, die Wassili Alexejewitsch 1944 erhielt.

 

Ein Treffen mit der Nichte unseres Helden

Aufschlussreich war für uns auch das Treffen mit der nächsten Verwandten unseres Helden, seiner Nichte Lydia Konstantinowna Maximowa. Die Delegation der Stadt Klimkovice, bestehend aus Jakub Unucka (Stellvertretender Bürgermeister), Pavla Vavrošová (Sekretärin) und Naďa Kolinová (damals Dolmetscherin), besuchte Lydia Anfang Juli in der Ukraine. Sie wohnt in der rund 9 000 Bewohner zählenden Stadt Pustomyty, rund 15 km von Lwiw entfernt. Das Treffen verlief sehr freundlich und entspannt. Lydia ist eine energische Dame mit viel Tatendrang, die mit 72 Jahren immer noch als Rechtsanwältin arbeitet. Wir ließen ihr die Grüße der Bürger unserer Stadt ausrichten und überreichten ihr Kuroblaten, Kurlikör und Dokumentarfilme über Klimkovice, die wir um russische Untertitel ergänzten. Lydia Konstantinowna Maximowa (72 Jahre) war sehr erfreut darüber, dass der Ort ausfindig gemacht wurde, wo ihr Onkel starb. Obwohl sie kein Internet hat, war sie sehr gut über die Geschichte und Gegenwart der Stadt Klimkovice und der Tschechischen Republik informiert, und so konnten wir uns den ganzen Nachmittag über unsere Stadt und insbesondere ihre Familie und ihren Onkel Wassili unterhalten. Das Treffen war sehr angenehm, mal traurig, mal lustig, aber immer „slawisch herzlich“.

Lydia überreichte uns Kopien seiner Briefe und mehrere Originalfotos des jungen Wassili Alexejewitsch. Da sie sehr gesprächig war, haben wir in der kurzen Zeit unseres Besuchs die bewegte Geschichte der gesamten Familie Staschko kennen gelernt. Lydia hat ihren Onkel nie getroffen, aber trotzdem war er in der Familie häufig ein Gesprächsthema. Lydias Mutter war seine ältere Schwester. Familie Staschko hatte drei Kinder – den ältesten Konstantin Alexejewitsch (geb. 1912), Maria Alexejewna (geb. 1914) und unseren Wassili Alexejewitsch (geb. 1923). Der älteste Sohn studierte vor dem Krieg an der Medizinischen Fakultät in Alma-Ata, der ehemaligen kasachischen Hauptstadt. Er wurde als Arzt in den Krieg eingezogen und überlebte diesen im Gegenteil zu seinem Bruder und seinem Vater. Nach dem Krieg arbeitete er im hiesigen Krankenhaus. Er starb im Jahr 1978.

Lydias Mutter, die Schwester von Wassili Alexejewitsch, war Beamtin und starb erst 2004 im Alter von 90 Jahren. Kurz vor dem Einmarsch von Hitlers Soldaten in Russland brachte sie ihre älteste Tochter Julia in die damals polnische Stadt Lwiw, um hier ihre kranken Hüfte behandeln zu lassen, was nur dort möglich war. Kurz nach ihrer Aufnahme im Krankenhaus und Operation wurde Lwiw angegriffen und bombardiert. In diesem Chaos ging die Tochter verloren. Nach dem Krieg siedelten die Mutter und ihre zweite Tochter, die kleine Lydia, in der Hoffnung, dass sie Julia doch noch finden könnten, von der Ostukraine nach Lwiw über. Doch lange Jahrzehnte gab es keinen einzigen Anhaltspunkt. Erst mehr als 30 Jahre nach dem Krieg nahm Lydia die Stelle einer Prokuristin an und konnte in weitere Unterlagen einsehen. Darin fand sie eine Spur über mehrere Aufenthaltsorte der kleinen Julia, die aus dem zerbombten Krankenhaus von den hiesigen Mönchen gerettet wurde. Sie wurde als Waise eingestuft und zu einer Adoptivfamilie in das Gebiet des heutigen Moldawiens gebracht. Dort konnte sie auch von ihrer richtigen Familie nach langen 35 Jahren ausfindig gemacht werden. Doch leider starb Julia kurze Zeit nach dem Treffen.

 

Ein tragischer Tag

Die ersten Anhaltspunkte gab es von Zeitzeugen, den Gebrüdern Ludvik und Karel Monsport. Beide waren, nur unter etwas anderen Umständen, Zeugen der dramatischen Ereignisse, die sich am 27. April 1945, einen Tag nach den Luftangriffen auf die Stadt, ereigneten, bei welchen sieben Menschen starben, Dutzende verletzt wurden und zahlreiche Häuser dem Erdboden gleichgemacht wurden.

In der Stadt herrschte Chaos, wobei sich der Großteil der Bewohner vor dem Artilleriefeuer in Kellern versteckte. Der damals sechzehnjährige Karel Monsport war damals in einer dringenden Angelegenheit zu Fuß in der Stadt unterwegs. Er war es auch, der sah, wie ein abgeschossenes Flugzeug im Sturzflug auf den Boden zusteuerte. „Während es abstürzte, feuerte es noch überall um sich herum“, erinnert sich Karel Monsport. Sein Bruder Ludvik kann sich vor allem an das Geräusch der nahenden Flugzeuge erinnern: „Auf einmal kamen zum Artilleriefeuer von Waffen unterschiedlichen Kalibers und Gewehren der Lärm von Flugzeugen, das Einschlagen von Bomben und Schüsse aus Maschinengewehren hinzu. Die russischen Jagdflugzeuge schossen auf alles, was sich bewegte“, sagte er. 

Das Flugzeug stürzte unweit der ehemaligen Sandgrube ab, wo heute die Kneipe Myslivna steht. Es bohrte sich ungefähr drei Meter tief in den Boden. Schnell waren deutsche Patrouillen und eine Gruppe hiesiger Bewohner vor Ort. Als die Deutschen den Ort verlassen hatten, gruben die Bewohner die Überreste des Flugzeugs ein, um die glimmenden Wrackteile zu löschen. Erst mehrere Tage später hoben sie mit einem Flaschenzug die Flugzeugkabine und die Leiche des Piloten aus. Doch hierbei gingen alle Dokumente und Identifikationsmerkmale des Flugzeugs verloren. Dies führte zusammen mit dem herrschenden Chaos im Krieg dazu, dass die Identität des Piloten vergessen wurde. Das einzige, was sich die Zeitzeugen gemerkt hatten, war, dass der Name des Piloten mit „S“ begann.

„Die sterblichen Überreste des Piloten wurden in einem schnell zusammengebauten, rot angestrichenen Sarg beigesetzt. Das Begräbnis fand rund zehn Meter von der Absturzstelle mit militärischen Ehren und in Begleitung der sowjetischen sowie tschechoslowakischen Hymne statt“, teilte Ludvik Monsport mit.  Knapp zwei Jahre später wurde der Körper exhumiert und auf den zentralen Militärfriedhof in Hlučín überführt. Doch damals machte sich niemand mehr die Mühe, den Namen des jungen Mannes herauszufinden, der 1945 über der Stadt Klimkovice abgeschossen worden war.

 

Feststellung der Identität

Die Identität konnten auch die Sucher am Ende der 1980er Jahre nicht feststellen, die bei ihrer Suche die Negative der vor Ort von den Gebrüdern Monsport gemachten Fotografien mitnahmen und nie wieder zurückbrachten.

Unsere aktuelle Suche nach der Identität des unbekannten Piloten starteten wir mit Hilfe des russischen Honorarkonsuls in Ostrava Aleš Zedník. Wir suchten danach, welche Flugzeuge damals über Klimkovice flogen, wer sie flog und welcher der Piloten als vermisst gemeldet ist. Nach mehreren Briefen und der Suche in Archiven haben endlich die Identität des Mannes feststellen können.

„Die Verzeichnisse gefallener Soldaten sind Blätter mit Dutzenden von Namen. Aus dem Archiv habe ich nur diejenigen abgeholt, auf denen die Namen von Leutnants der Roten Armee standen, die am 27.04.1945 gefallen sind und deren Namen mit „S“ begann. Im zweiten Dutzend der Blätter habe ich einen Leutnant der Luftwaffe entdeckt, der in Nordmähren gefallen war und ein Flugzeug des passenden Typs geflogen hatte. Es handelt sich um den Leutnant Wassili Alexejewitsch Staschko.“ So schilderte der Konsul A. Zedník seine Personensuche.

Beim Lesen dieser Wort und der Anwendung einer einfachen Dreisatzrechnung bekommt man fast Gänsehaut. Die letzten Tage vor Kriegsende starben täglich Zehntausende russischer Soldaten bei der Befreiung eines Landes, das tausende Kilometer von ihrer Heimat entfernt lag.

Der vorab zitierte Text über die Suche nach einem bis dato unbekannten Leutnant der Roten Armee wurde in der Tagespresse veröffentlicht und zog auch die Aufmerksamkeit anderer Medien im In- und Ausland auf sich. Die Geschichte der Namensfindung des gefallenen Piloten ist nicht nur für die Familie, sondern auch für uns wichtig. Auch mehrere Jahrzehnte nach dem Kriegsende ist es wichtig nicht zu vergessen, dass für unsere Freiheit junge Männer ihr Leben gelassen haben, deren Heimat tausende Kilometer von Klimkovice entfernt lag.

 

Suche nach dem Wrack des Flugzeugs La-7 von Leutnant Staschko

Der Absturzort der Lawotschkin La-7 von Leutnant Staschko ist dank dem phänomenalen Gedächtnis der aus Klimkovice stammenden Gebrüder Monsport bekannt. Es befindet sich in der Ecke des heutigen Parkplatzes beim Restaurant Myslivna, in Richtung zum Friedhof. Das Flugzeug bohrte sich beim Absturz am 27.04.1945 ungefähr 4 Meter tief in den Boden und fing Feuer. Es wurde sofort von deutschen Soldaten und Bürgern aus Klimkovice mit Sand gelöscht. Mehrere Tage nach der Befreiung wurden die Flugzeugüberreste und der Leichnam von Leutnant Staschko ausgehoben.

Die vom Aufprall stark verstümmelte Leiche von Leutnant Staschko wurde in den Fallschirm gelegt und im Mai 1945 mit militärischen Ehren im Holzsarg, in der Mitte des heutigen Parkplatzes vor dem Restaurant Myslivna begraben. Am Begräbnis nahmen viele Bürger aus Klimkovice teil, was eine historische Fotografie belegt. Da damals keine Identifikationsdaten des Piloten und Flugzeugs zur Verfügung standen, blieb der Grabstein ohne Namen. Die sterblichen Überreste wurden anhand der Aufzeichnungen im Archiv am 13.01.1946 exhumiert und in eines der Kriegsgräberstätten, wahrscheinlich nach Hlučín, überführt. Zwischen den Gräbern der übrigen in Klimkovice gefallenen Offiziere befindet sich ein namenloses Grab. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um das Grab von Leutnant Staschko.

Später wurde der Ort vergessen und das Denkmal wurde wahrscheinlich beim Bau des Restaurants Myslivna zerstört. Die Absturzstelle von Leutnant Staschko wurde bereits einmal, im Jahr 1979, „wiederentdeckt“. Damals versuchte eine Gruppe erfahrener Sucher unter der Leitung von Herr Balla, dem Autor des Buches „Unter den Flügeln ist Ostrava“ die Umstände des Absturzes aufzuklären und den Namen des gefallenen Piloten ausfindig zu machen. Sie haben jedoch ihre Suche in den Archiven nicht zu Ende geführt und die Suche vor Ort unterlassen. Mit dem heutigen Wissen kann man sagen, dass sie nur wenig vor der Auffindung des Namens von Leutnant Staschko trennte.

Das Jagdflugzeug Lawotschkin La-7 von Leutnant Staschko war nicht ganz aus Metall, sondern Rumpf und Flügel waren in Holz/Metall-Gemischtbauweise hergestellt und größtenteils mit Sperrholz verkleidet. Den Zeitzeugen nach wurden die Überreste des Rumpfes samt Motor im Mai 1945 mit Hilfe eines Flaschenzugs ausgehoben. Die Überreste des Flugzeugs dienten den Einwohnern als Konstruktionsmaterial für den Bau von Wirtschaftsgebäuden. Drei kleinere Flugzeugteile (ein Teil des Seitenruders, das Druckgefäß und ein Stück vom Reifen) sind erhalten geblieben und heute im Denkmal der Operation Ostrava in Hrabyně ausgestellt. Nur die Überreste der Bewaffnung sollten im Boden bleiben, da sie sich sehr tief gebohrt hatten und 1945 nicht herausgehoben werden konnten.

Ausgerüstet mit diesen Informationen, ergänzt um Dutzende Seiten militärischer Berichte und Tagebücher, den Flugplänen und technischen Skizzen der Lawotschkin La-7 traf sich am Samstag, dem 06.09.2014, morgens eine Gruppe von 20 Geschichtsinteressierten rund um das Flugmuseum in Suchdol nad Odrou an der Absturzstelle. Die zehn mitgebrachten Schaufeln ergänzte der von der Atrium Reality AG verliehene Bagger. Der sonnige Morgen motivierte alle zum Arbeiten und so konnten die Arbeiten nach der genauen Markierung der Absturzstelle durch die Brüder Monsport beginnen. Und wie sich Dutzende Minuten später zeigte, war ihr Gedächtnis genauer als alle modernen Bodenradare und Minensucher.

Nachdem zunächst nur Steine, Töpfe und weiterer Abfall ans Tageslicht kamen und in Zusammenhang mit den ergänzenden Informationen zum Ausheben des Flugzeugs nach dem Krieg war die Stimmung der Sucher bereits am Boden. Bei Versuchen, die Metallteile zu detektieren, wurde nur weiterer Abfall gefunden. Nach etwa einer Stunde entschieden sich die Sucher, wahrscheinlich aus Verzweiflung, doch mehrere Meter daneben zu graben, an genau der Stelle, die von den Gebrüdern Monsport bestimmt worden war. Ungefähr in einem Meter Tiefe kam unter der Baggerschaufel silber-blaues Granulat zum Vorschein und allen war klar – es handelte sich um das oxidierte Duraluminium der Flugzeugkonstruktion.

Dann ging es Schlag auf Schlag. Es kamen Teile der Sperrholzverkleidung des Flugzeugrumpfes, Kabel, Metall- sowie Glasstücke und Knochenteile ans Tageslicht. Die Sucher siebten sorgfältig und geduldig jede Baggerschaufel voller Erde. Dies dauerte bis zu Mittag, als sie eine Tiefe von 3 Metern erreichten. Nach dem ausgiebigen Mittagessen wurden die Metallteile mehr und es war klar, dass nach dem Krieg nur ein kleiner Teil des Flugzeugs ausgehoben wurde und die Überreste fast 70 Jahre lang im Sand begraben lagen. Gefunden wurden beide 20-mm-Maschinenkanonen mit Hunderten von Schuss. Zu diesem Zeitpunkt musste die Suche unterbrochen werden, um auf die Ankunft der Pyrotechniker zu warten. Nach der Überprüfung der Munition wurden die Ausgrabungsarbeiten fortgesetzt, die um 17 Uhr mit dem Fund des fast vollständigen ASch-82FN-Motors der Lawotschkin La-7 in 4 Metern Tiefe ihren Höhepunkt fanden.

Nach einer Stunde intensiver Arbeiten wurde der rund 800 kg schwere Motor mit dem Bagger ausgehoben. Zur allgemeinen Verwunderung war der 14-Zylinder-Doppelsternmotor dank dem sandigen Boden, der eine Schutzkammer bildete und so die schnelle Korrosion verhinderte, sehr gut erhalten.

Jeder der 14 Zylinder war mit der Herstellungsnummer des Motors versehen. Die ersten Zylinder waren unleserlich, doch ab der Mitte hatten sie eine fast unbeschädigte Oberfläche mit der gut lesbaren Herstellungsnummer. Diese Nummer stimmte exakt mit der Motornummer der Maschine überein, die gemäß der Aufzeichnungen von Staschko pilotiert wurde.

Damit konnte eindeutig bestätigt werden, dass es sich tatsächlich um das Flugzeug von Leutnant Staschko handelt.

Neben dem wertvollen Motorfund wurden auch Dutzende Kilogramm Flugzeugteile aus Metall, der Rückenpanzer des Piloten, das Panzerglas der Kabine, beide 20-mm-Maschinenkanonen, Munition, Teile der Bordinstrumente und weitere Fragmente entdeckt. Weiter wurden aus dem Sand Hunderte Bruchstücke der Sperrholzverkleidung ausgehoben, die nicht verbrannt waren. Einzigartig ist auch der Fund des Teils der Verkleidung, auf dem ein Teil des Roten Sterns und die Kennnummer des russischen Jagdflugzeugs sichtbar sind.

Alle Teile wurden nach Suchdol nad Odrou gebracht, wo sie in den folgenden drei Monaten sortiert, gesäubert und restauriert werden. Ein Teil davon wird nächstes Jahr im Museum in Klimkovice, ein Teil im Denkmal der Operation Ostrava und der größte Teil im Rahmen der Flugausstellung im Museum der Stadt Suchdol nad Odrou ausgestellt.

Neben den Flugzeugteilen wurden auch Teile der Ausrüstung und Ausstattung des Piloten, die Kartentasche, Teile der Uniform, Fallschirmgurte, ein Stück des Gürtels, der rechte Schuh, ein kleines Schiffchen und Knochen- sowie Schädelstücke entdeckt. Ob es sich tatsächlich um die Überreste von Leutnant Staschko handelt, wird der Gerichtspathologe in einem detaillierten anthropologischen Gutachten feststellen. Sollte sich diese Annahme bestätigen, werden die sterblichen Überreste von Gardeoffizier Staschko mit allen militärischen Ehren auf dem Militärfriedhof der Roten Armee in Hlučin beigesetzt und pietätvoll aufgebahrt. Sollte die Analyse zeigen, dass sie mit denen im Grab des unbekannten Soldaten aus der Gruppe der Gefallenen in Klimkovice identisch sind, dann wären die Überreste von Leutnant Staschko nach 70 Jahren komplett.

Damit würde sich ein Kapitel der Stadtgeschichte schließen. Doch dem jungen Mann, der wenige Tage vor dem Kriegsende für unsere Freiheit starb, können wir das Leben nicht mehr zurückgeben. Doch es ist unsere Pflicht, seinem Opfer ein Denkmal zu setzen.

PS: Hiermit möchte ich mich bei allen freiwilligen Helfern aus dem Flugmuseum in Suchdol nad Odrou, bei den Suchern der Online-Plattform sbirani.cz, dem Baggerfahrer der Atrium Reality AG und allen anderen für die vielen Arbeitsstunden bedanken. Ein großer Dank gebührt auch Frau Jahnová aus der Verwaltung des Stadtamtes, die in den vergangenen Monaten alle Bewilligungen einholte und sich trotz der Überstunden um alles Erforderliche kümmerte. Und der größte Dank geht an die Gebrüder Monsport, die mit ihrem Wissen zur Aufklärung des Schicksals von Leutnant Staschko beigetragen haben.

 

Lawotschkin La-7 – das Flugzeug, in welchem Wassili Alexejewitsch Staschko verunglückte.

Dieser Flugzeugtyp, eines der meisteingesetzten Flugzeuge des Zweiten Weltkriegs, wurde ab Juli 1942 hergestellt. Die von den Konstruktionsingenieuren laufend verbesserten Maschinen, die zum ersten Mal in der Schlacht um Kursk eingesetzt wurden, flogen gegen Kriegsende vorwiegend als Typ La-7. Das Gerüst des Flugzeugs war aus Kiefernholz hergestellt. Es erreichte Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 648 Kilometern pro Stunde.

Reichweite: 765 km
Gipfelhöhe: 11 000 m
Länge: 8,67 m

Spannweite: 9,8 m
Höhe: 2,54 m
Waffen: 2x  Kanone Kaliber 20 mm, 8x ungelenkte Raketen RS-82 oder Bomben bis max. 500 kg.

 

Interesse in- und ausländischer Medien

Der vorab zitierte Text über die Suche nach einem bis dato unbekannten Leutnant der Roten Armee wurde in der überregionalen Tagespresse veröffentlicht und zog auch die Aufmerksamkeit anderer Medien im In- und Ausland auf sich. Die Geschichte der Namensfindung des gefallenen Piloten ist nicht nur für die Familie, sondern auch für uns wichtig. Auch mehrere Jahrzehnte nach dem Kriegsende ist es wichtig nicht zu vergessen, dass für unsere Freiheit junge Männer ihr Leben gelassen haben, deren Heimat tausende Kilometer von Klimkovice entfernt lag.

Es ist ein trauriger Zufall, dass Leutnant Staschko aus der kleinen Stadt Terny in der Ostukraine stammt, nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt. An einem Ort, der auch heute im Zentrum medialen Interesses steht. Jedoch leider in Zusammenhängen, die zu sehr an die Ereignisse kurz vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs erinnern. Hoffentlich siegt heute die Vernunft und die Lage kann sich schnell beruhigen, damit wir zusammen dieses Helden gedenken können.

Wir möchten nämlich anlässlich des 70. Jahrestages des Endes des Zweiten Weltkriegs die Stadtvertreter von Terny nach Klimkovice einladen und zumindest auf diese Weise die Heldentat ihres Bürgers feiern.  Der dortige Stadtrat drückte in seinem Brief seinen Dank für die Auffindung ihres „für immer jung gebliebenen Sohnes der Stadt“ aus. So wie wir haben auch sie sich entschieden, seiner Tat durch die Enthüllung eines Denkmals zu gedenken. Leutnant Staschko wurde für seinen Mut im Kampf um die Befreiung der Ukraine mit dem Orden des Roten Sterns ausgezeichnet. Vom Ausmaß der Kriegsleiden der damaligen Bevölkerung der Sowjetunion zeugt die Anzahl der Gefallenen dieser Kleinstadt, die heute fast gleich groß ist wie Klimkovice. Mehr als 900 Bürger mussten im Krieg ihr Leben lassen.

 

Wassili Alexejewitsch Staschko

So hieß der Pilot. Ich haben Ihnen seine Geschichte sowie die Ereignisse rund um die Auffindung der Flugzeugteile und seiner sterblichen Überreste geschildert. Diese wurden sowohl bei den Ausgrabungen,als auch der genauen Untersuchung der Wrackteile gefunden. Der Gerichtspathologe bestätigte die Funde als Menschenknochen. Da sie sich in der Uniform der russischen Luftwaffe befanden, besteht kein Zweifel, dass es sich um Wassili Alexejewitsch Staschko handelt. Einzig die Frage blieb offen, wie und wo sie würdevoll beigesetzt werden sollten. Die Suche fiel uns, aufgrund der festgestellten Tatsachen, jedoch relativ leicht.

 

Suche nach dem Grab

Im Archiv haben wir erfahren, dass Ende Januar 1946 in Klimkovice alle sterblichen Überreste gefallener russischer Soldaten exhumiert, auf den Militärfriedhof in Hlučín überführt und beerdigt wurden. Soldaten niedrigerer Ränge wurden im Massengrab beigesetzt, und Offiziere hatten jeder ein eigenes Grab mit dem Namen und Rang. Da die Aufzeichnungen vom Exhumieren eines unbekannten Leutnants der Luftwaffe sprechen, der in der Nähe der Absturzstelle beim heutigen Restaurant Myslivna beerdigt wurde, war naheliegend, dass die Überreste gerade an diesem Tag nach Hlučín gebracht wurden. Unter den Hunderten Offiziersgräbern gibt es nur eines mit der Aufschrift „Ohne Namen – unbekannt“. Und dieses steht in der Reihe der Offiziere, die in Klimkovice gefallen waren und deren Namen auf dem Denkmal vor dem Schloss in Klimkovice geschrieben stehen. Daraus lässt sich ganz eindeutig schließen, wo die Überreste von Leutnant Staschko 1946 beerdigt wurden.

 

Beerdigung der sterblichen Überreste

In dieses Grab werden auch die restlichen Überreste gelegt, die wir bei den Ausgrabungen neben dem Restaurant Myslivna gefunden haben. Das Begräbnis organisiert die russische Seite, vertreten durch den Konsul der Russischen Föderation Aleš Zedník. Der Sarg und die Aufschrift für den Grabstein sind schon vorbereitet. Das Begräbnis mit militärischen Ehren findet am Sonntag, dem 26. 04. 2015 um 11:00 Uhr auf dem Militärfriedhof der Roten Armee in Hlučín statt.

Der Friedhof liegt in der Innenstadt, neben einem Mountfield-Geschäft mit Parkplatz. Sie sind zu diesem Ereignis ganz herzlich eingeladen.

Mit diesem Ereignis beginnt eine Abfolge von Gedenkveranstaltungen anlässlich des 70. Jahrestags ab dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Andenken an Leutnant Staschko und den 70. Jahrestag des Kriegsendes möchten wir anders feiern als durch das traditionelle Niederlegen der Kränze an den Denkmälern in der Innenstadt. Obwohl es sich um einen Akt der Ehrerbietung handelt, setzten viele Menschen währenddessen ihre Einkäufe im nahe gelegenen Supermarkt fort.

Die Geschichte über die Suche nach der Identität des Piloten, die Ausgrabung der Überreste des Flugzeugs, der Mal- und Literaturwettbewerb der Schüler der Kunstgrundschule, die Erinnerungen der Zeitzeugen, die Premiere des Dokumentarfilms und die feierliche Enthüllung des Denkmals könnten genug Gründe für die Teilnahme an diesem Akt und die Auseinandersetzung mit der Geschichte sowie Zukunft sein. Und könnte uns daran erinnern, in wie ruhigen, glücklichen und sorgenfreien Zeiten wir leben. Und dies haben wir auch Helden wie Leutnant Wassili Alexejewitsch Staschko zu verdanken.

 

Suche nach dem Ort für das Denkmal

Ab der Auffindung des Flugzeugs im September 2014 war klar, dass vor Ort ein Denkmal dieses traurigen Ereignisses entsteht. Doch leider wurde die Sache dadurch verkompliziert, dass die Grundstücke neben dem Restaurant nicht der Stadt gehören, sondern dem Amt für Vertretung des Staates in Vermögenssachen – kurz dem Staat. Und der Staat wollte sie der Stadt nicht schenken, sondern in einer Auktion verkaufen, da es Interessenten gäbe. Zum Glück konnten wir die Teilung der Grundstücke in 3 Teile aushandeln, wobei der Parkplatz und der angrenzende Hang samt der Absturzstelle ohne weitere Kosten in den Besitz der Stadt Klimkovice überführt wurden, um dort eine Gedenkstätte für Leutnant Staschko zu errichten. Die anderen Grundstücke, darunter auch der kleine Wald neben dem Restaurant, wurden nicht übertragen und es bleibt unklar, was damit geschieht. Damit mussten wir von unserer ursprünglichen Idee Abstand nehmen, das Denkmal inmitten der Bäume an diesem ruhigen Ort zu erbauen. Wir mussten den Plan ändern und das Denkmal in der Nähe des Parkplatzes errichten. Der Stadtrat hat vor Ort im Einklang mit der Ansicht von Fachleuten entschieden, dass der an die Absturzstelle angrenzende Hang die geeignetste Stelle wäre. Die Architekten mussten in ihren Entwürfen die Hanglage, die Bäume, den benachbarten Parkplatz und den üblichen sowie außerordentlichen Betrieb vor Ort berücksichtigen. Kontaktiert wurden mehrere Architekten, wobei der Entwurf von Ing. Jan Havlíček ausgewählt wurde.

 

Auswahl des Denkmals

Das vorgelegte Konzept gefiel allen, die sich damit vertraut machen konnten, und wurde daher vom Stadtrat angenommen und für die Umsetzung erfolgte eine Ausschreibung.

Es handelt sich nicht um ein Monument, sondern eher um eine Gruppe aus mehreren architektonischen Elementen, die aus dem Ort einen Rastplatz und gleichzeitig eine Gedenkstätte macht. Es soll an Leutnant Staschko erinnern und den Besuchern dieses Areals zur Erholung dienen. Ich persönlich glaube, dass es Wassili nicht stören würde, wenn wir uns mit einem Bier oder sonst einem Snack aus dem Restaurant auf die Bank setzen würden.

Der Entwurf sieht eine Gruppe von Gabionen unterschiedlicher Längen, jedoch derselben Orientierung vor, von denen einige die Sitzbänke bilden oder ggf. die Bänke an einem Ende tragen. In der Mitte wird als Dominante eine ca. 3 m hohe Gabione mit der Gedenktafel stehen. Im oberen Bereich werden in Rotorform gebogene Bleche herausragen. Im Inneren wird eine tragende Stütze aus Stahl, mit Verankerung im Betonsockel angeordnet. Die übrigen Gabionen werden auf verdichtetem Schotter stehen und werden aus verzinkten Drahtkörben, gefüllt mit losem, weißen Gestein, bestehen.

Die Gedenktafel trägt die Inschrift. „Am 27. April 1945 kam an dieser Stelle Leutnant Wassili Alexejewitsch Staschko beim Absturz seines Flugzeugs Lawotschkin La-7 ums Leben.“

Wir glauben, dass die Ausführung nicht nur dem üblichen Betrieb, sondern auch Events und Konzerten im Areal standhalten sollte. Ich hoffe, dass die Besucher zumindest ein Minimum an Ehrerbietung gegenüber den Verstorbenen, und insbesondere unseren Befreiern, zeigen.

 

Errichtung des Denkmals

Die Ausschreibung ging über zwei Runden, da das erste Angebot das genehmigte Budget überschritten hatte. Gewinner war die AG Atrium reality a.s. aus Klimkovice, die mit den Bauarbeiten Ende März begann und diese Mitte April beenden sollte. Bestandteil des Vorhabens ist auch die Gestaltung des Baumbestandes im Areal, die jedoch aufgrund des erste beginnenden Frühlings kaum bemerkbar sein werden. Den Bau können Sie fast schon live mitverfolgen ...

Leider verhinderten die Komplikationen bei der Übertragung der Grundstücke den Bau der Kanalisation vom Restaurant Myslivna bis zum Kanalanschluss in der Straße Čs. Armády und so gelangen wir zum Denkmal nach wie vor auf einer Straße schlechter Qualität. Es mach keinen Sinn, in die Reparatur zu investieren, wenn die Kanalisation teilweise unter dieser Straße führen wird. Daher müssen Sie im Vorfeld den nicht besonders würdevollen Zugang entschuldigen. Auch der ähnlich schlechte Parkplatz wird erst nach dem Bau der Kanalisation saniert.

 

Enthüllung des Denkmals

Die Enthüllung des Denkmals findet am 70. Jahrestag des Todes von Leutnant Staschko statt – am Montag, dem 27. 04. 2015. An diesem Tag wird während des gesamten Nachmittags an Leutnant Staschko gedacht.

Ihre Anwesenheit hat auch seine Nichte Lydia bestätigt, die wir im vorigen Sommer in der Ukraine besucht haben. Zusammen mit ihr wird auch ihr Sohn mit seiner Familie anreisen. Zu den weiteren Gästen aus der Ukraine gehören der Bürgermeister der Geburtsstadt von Leutnant Staschko Terny, der zusammen mit dem Chronisten kommt. Aufgrund der aktuellen politischen Lage in der Ukraine ist es schwer, Visa für alle eingeladenen Gäste zu bekommen. Wir können nur hoffen, dass dies gelingt und wir uns mit unserer Gastfreundschaft zumindest ein wenig für die aufopfernde Tat von Leutnant Staschko revanchieren können.

Die Enthüllung des Denkmals findet am Montag, dem 27. 04. 2015 um 15:30 Uhr mit Teilnahme mehrerer hundert geladener Gäste, der Bürger und der Schüler der Grundschule statt. Alle Bürger sind zu diesem besonderen Ereignis herzlich eingeladen. Ich hoffe, dass wir uns dort zahlreich einfinden werden. An der Enthüllung nehmen Vertreter Russlands und der Ukraine, des tschechischen Militärs, der Partnerstädte Mikolow, Ilaw und Litovle, des Kreisamtes, des Magistrats der Stadt Ostrava und der umliegenden Gemeinden teil. Natürlich dürfen auch Kriegsveteranen und die Fans von Luftfahrzeugen nicht fehlen, ohne die wir die Identität von Leutnant Staschko nicht aufgedeckt hätten.

Dem Schießverein in Klimkovice wurde vorgeschlagen, den Namen des Leutnants als seine Bezeichnung zu verwenden, da das sowohl vom Ort her als auch von der Ausrichtung des Vereins passend wäre und den Helden für immer in Erinnerung halten würde.

Im Archiv wurde auch ein Foto vom Mai 1945 von der Gedenkfeier im Jahr 1945 an der Absturzstelle gefunden. Ich hoffe, dass hiermit nach 70 Jahren eine neue Tradition der pietätvollen Ehrerbietung entsteht.

 

Premiere des Dokumentarfilms

Der Enthüllung des Denkmals wird die Prämiere des Dokumentarfilms über das Ende des II. Weltkriegs in Klimkovice vorgehen.

Ende 2014 gab der Chronist Jiří Pilich das Buch „KLIMKOVICE – DNY ZKÁZY A NOVÉ NADĚJE“ (KLIMKOVICE – TAGE DER ZERSTÖRUNG UND NEUEN HOFFNUNG) heraus, das in Form der Erinnerungen der letzten Zeitzeugen dieser traurigen Ereignisse an die letzten Tage des Krieges und der durch Klimkovice verlaufenden Front erinnern soll. Parallel dazu entschied sich der Stadtrat, die Erinnerungen für kommende Generationen in Form eines Dokumentarfilms zu bewahren, und bestellte bei LTV einen Dokumentarfilm zu diesem Thema. Mehrere Monate lang wurden Gespräche mit den Zeitzeugen aufgenommen, historische Fotos und Videos gesucht und fachlich aufbereitete Unterlagen erstellt. Es wird sich um den ersten Dokumentarfilm über Klimkovice in diesem Umfang handeln. Der Film entstand unter der Leitung von Frau Horáková, der Direktorin des Landeskundemuseums Opava und Fachfrau für diese Geschichtsperiode.

Die Premiere des Films findet vor der Enthüllung des Denkmals am Montag, dem 27. 04. 2015 um 14:00 Uhr im Kino Panorama in Klimkovice statt. Hiermit laden wir alle Bürger von Klimkovice ein und hoffen auf zahlreiches Erscheinen bei diesem einzigartigen Filmprojekt. Nach der Premiere gehen wir geschlossen zum Restaurant Myslivna zum nächsten Programmpunkt.

 

Erteilung der Ehrenbürgerschaft

Die mitreißende Geschichte von Leutnant Staschko und dessen Verdienst nicht nur um die Befreiung der Stadt, sondern auch um unser zufriedenes Leben von heute, brachte die Stadtvertreter auf die Idee, Leutnant Wassili Alexejewitsch Staschko in memoriam die Ehrenbürgerschaft der Stadt Klimkovice zu erteilen. Damit möchten wir, zumindest teilweise, seine Familie für die langen 70 Jahre entschädigen, in denen sie nicht wusste, wo sein junges Leben zu Ende ging und sich von ihm auch nicht verabschieden konnte.

Die feierliche Versammlung der Vertreter der Stadt Klimkovice, bei der nur dieser eine Punkt auf der Tagesordnung stehen wird, findet am Montag, dem 27. 04. 2015 um 18:00 Uhr im Sitzungssaal der Stadtvertreter im Schloss statt.

Im Saal werden zu diesem Anlass einige der restaurierten Artefakte und die persönlichen Gegenstände von Leutnant Staschko ausgestellt.

Nach dem feierlichen Akt wird die Vernissage der Ausstellung des Chronisten der Stadt Jiří Pilich stattfinden.

Wir laden Sie zu beiden Veranstaltungen ein und hoffen auf zahlreiches Erscheinen.

 

Danksagung

Zum Schluss möchte ich mich noch einmal bei allen bedanken, die sich fast ein Jahr lang an der schrittweisen Aufdeckung der Identität von Leutnant Wassili Alexejewitsch Staschko beteiligt haben.

Ich hoffe, dass es uns hiermit gelingt, den Vorsatz aus der Nachkriegszeit: „Nichts darf vergessen werden, niemand darf vergessen werden“ zu erfüllen.

Ing. Jakub Unucka, Stellvertretender Bürgermeister der Stadt Klimkovice

An dieser Stelle möchte ich mich namentlich bei allen bedanken, die sich an der Suche nach dem Schicksal des bis dahin unbekannten Soldaten der Russischen Armee beteiligt haben. Ohne sie wäre der Name Wassili Alexejewitsch Staschko für immer in den Archiven geblieben und seine Nichte hätte ihr Leben lang erfolglos nach ihren Verwandten gesucht: 

Bei Aleš Zedník, dem Honorarkonsul der Russischen Föderation in Ostrava für die vielen Stunden, die er in Archiven verbrachte, und seine unschätzbar große Hilfe bei der Suche und Kommunikation mit der russischen und ukrainischen Seite.

Bei Ludvik und Karel Monsport, den Zeitzeugen, für ihr unglaubliches Gedächtnis und die tolle Zusammenarbeit bei der Suche.

Bei Jiří Pilich, dem Chronisten der Stadt, für die Suche nach der verlorenen Zeit in der Geschichte der Stadt Klimkovice.

Bei Jana Horáková, der Direktorin des Denkmals des Zweiten Weltkreis in Hrabyně, für ihre große Hilfe bei der Suche und das Angebot der künftigen Zusammenarbeit.

Bei Naďa Kolinová, der Übersetzerin, für die Übersetzung des russischen Alphabets und der Fakten. 

Bei Alice Chlebovská, der Kulturbeauftragten der Stadt Klimkovice, für all ihre Ideen

Bei Andrea Jahnová, der Projektteam-Leiterin, für die Tätigkeit im Amt und vor allem die Empathie bei der Zusammenarbeit mit den Zeitzeugen und allen Beteiligten.

Bei der Firma B Plus TV, a.s. für das entgegenkommende Angebot der Zusammenarbeit beim Drehen des Dokumentarfilms.

Bei Miroslava Hoňková, der Direktorin der Grundschule Klimkovice, für ihre Hilfe und die Einbindung der Schüler in dieses Projekt.

 

 
Mag. Pater Pavel Opavský

Feierliche Enthüllung der Gedenkstätte und des Denkmals für die Opfer des kommunistischen Regimes

Im August 2017 sind genau 65 Jahre seit dem Tod des berühmten Sohnes der Stadt Klimkovice, Pater Pavel Opavský, vergangen. Des katholischen Priesters und Pädagogen, welcher der politischen Gewalt des damaligen kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei der Nachkriegszeit bei seinem Einsatz als Zwangsarbeiter im kommunistischen Internierungslager in Králíky bei Šumperk zum Opfer fiel. Er musste sein Leben lassen, wie Hunderte, ja sogar Tausende andere Menschen auch, die zu Opfern der vierzig Jahre dauernden Periode der politischen Unfreiheit wurden, als die harte Hand des kommunistischen Regimes weitere Tausende tschechoslowakische Bürger persönliche und gesellschaftlicher Verfolgung aussetzte. Aus diesem Anlass präsentierte Mitte 2016 der Chronist der Stadt, Ing. Pillich den Stadträten und Vertretern den Entwurf einer Gedenkstätte für die Opfer des sog. „Dritten Widerstandes“ in Form einer Gedenktafel für Pater P. Opavský und weitere Opfer des kommunistischen Regimes.

Der Antrag wurde zwar angenommen, jedoch mit der Entscheidung der Mitglieder des Stadtrates, die Gedenkstätte (ein kleines Denkmal) dort zu errichten, wo in der Vergangenheit das Geburtshaus (Haus Nr. 97) von Pater P. Opavský stand (neben dem Gehsteig bei der Kreuzung der Straßen 28. října und Ostravská).  Die feierliche Enthüllung fand symbolisch genau am Gedenktag der Opfer des kommunistischen Regimes, dem 27. Juni 2017, statt. Das Denkmal besteht aus einem festen Bündel aus Stahlstäben mit der Aufschrift (Pater Pavel Opavský 1884 – 1952). Der Entwurf stammt von Ing. arch. Havlíček aus Slezská Ostrava und wurde von den Schülern der privaten Kunstmittelschule AVE ART in Ostrava-Hrabůvka hergestellt.

Die feierliche Enthüllung des Denkmals und der Gedenkstätte fand unter der Teilnahme von Dutzenden Bürgern statt und wurde vom Bürgermeister der Stadt, Ing. Zdeněk Husťák, und dem Direktor der Schule AVE ART, Ing. Jaroslav Prokop, vorgenommen.

 

Das Leben von Pater Pavel Opavský im Überblick

Er wurde am 20. Januar 1884 in Klimkovice geboren. Er war eines von zehn Kindern des Häuslers und Schuhmachermeisters Josef Opavský (1849 – 1936), der fünfzig Jahre lang wichtige Funktionen im Stadtrat und der Stadtvertretung von Klimkovice ausübte.

Pavel absolvierte die fünfjährige Grundschule in Klimkovice und dann sechs Schuljahre am Erzbischöflichen Gymnasium in Kroměříž. Nach der sechsten Klasse wechselte er in das Jesuiten-Noviziat in Velehrad, um anschließend seine Schulzeit in Kalkburg bei Wien 1905 mit der Abiturprüfung abzuschließen. In den Jahren 1906 – 1909 studierte er Rhetorik und Philosophie in Bratislava und nahm 1910 sein Hochschulstudium (klassische Philosophie, Latein, Griechisch) an der Universität Prag auf, wo er seine beiden Titel Professor und Doktor der Philosophie erhielt. Danach ging er nach Innsbruck, um Theologie zu studieren. Hier wurde er am 26. 07. 1917 feierlich zum katholischen Priester geweiht. In den Jahren 1920 – 1940 unterrichtete er am Jesuiten-Gymnasium in Prag-Bubeneč, wo er nach zwei Jahren zum Schuldirektor ernannt wurde. Diese Funktion bekleidete er bis zur Auflösung aller Jesuiten-Schulen während des Protektorats. In den Jahren 1943 – 1945 arbeitete er in Hradec Králové, um nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs am Erzbischöflichen Gymnasium in Prag-Dejvice zu unterrichten und die Funktion des Direktors auszuüben. Im Jahr 1947 wurde das katholische Gymnasium in das grenznahe Bohosudov interniert.

Als Priester war Pater P. Opavský unter anderem ein Experte für Sprachen der Antike, Musiker, Komponist, Chormeister, Librettist und Autor mehrerer Studien über Kirchenmusik. Eine ganze Generation von Schülern kannte ihn unter seinem Spitznamen „Cicero“.

1947 wurde er jedoch verhaftet und in die kommunistischen Internierungslager in Bohosudov, dann Osek u Duchcova und später Králíky gebracht. Und im letztgenannten Straflager für Geistliche und Priester wurde diesem außerordentlich gebildeten, hochbegabten und renommierten Professor neben der üblichen Zwangsarbeit auch das Hüten einer Kuhherde aufgetragen. Nachdem sich ein Tier erschrocken hatten und von der Herde fortstürmte, versuchte er es unter größten Anstrengungen zu fangen. Hierbei bekam er einen Herzinfarkt. Noch am Leben wurde er von seinen Freunden gefunden und in das Krankenhaus in Šumperk gebracht. Doch es war zu spät und Pater P. Opavský erlag am 25. August 1952 den Folgen des Herzinfarkts im Alter von nur 68 Jahren.

Seine Familienangehörigen ließen ihn in seine Geburtsstadt Klimkovice überführen. Hier wurde er am 28. August 1952 auf dem ( heute sog. Alten) Friedhof beigesetzt.

Anmerkungen:

Die Angaben wurde aus dem Archiv der Tschechischen Provinz der Jesuiten in Prag 1, Teile davon aus der Arbeit von F. B. Pitrun übernommen.

Einige Informationen stammen aus den Erinnerungen und dem persönlichen Zeugnis von Marie Bláhová, der Schwester des Paters P. Opavský.