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Herrenspital

49.7874939N, 18.1331217E

špitál

Das historisch bedeutende Gebäude mit Kreuzgrundriss hat seit jeher Bedürftigen gedient. Heute beherbergt es mehrere Mietwohnungen und befindet sich im Besitz der Stadt.

Das Haus zählt zu den historisch bedeutendsten erhaltenen Gebäuden der Stadt. Es wurde nur wenige Meter von altehrwürdigen städtischen Marktplatz in der heutigen Straße 28. října erbaut. Die Bewohner der Stadt und Umgebung kennen das Haus eher unter der Bezeichnung „Herrenspital“ nach seiner eigentlichen historischen Bestimmung.

Der Bau erfolgte in der Zeit, als Fürst Josef Maria Adam von Wilczek (1700 – 1777), neben der Bekleidung hoher politischer und militärischer Funktionen am kaiserlichen Hof in Wien, von seinem Vater Heinrich Wilhelm von Wilczek die Herrschaft Klimkovice erbte und sich um die finanzielle Anhebung der von seinem Vater gegründete Stiftung der Adelsfamilie Wilczek auf den Betrag von 29 350 Gulden kümmerte. Und aus diesen Finanzmitteln der eigenen Stiftung ließ er zusammen mit seiner Gemahlin Marie Friederike Rosalie zu Oettingen-Spielberg 1761 in Klimkovice das gegenständliche Gebäude errichten, in welchem ein Herrenspital (eine Art städtisches Krankenhaus) und ein Armenhaus errichtet wurden. In der Stadt wütete nämlich kurz zuvor eine Pestepidemie, der fast ein Viertel aller Bewohner erlag. Nach der schrecklichen Seuche waren überall Waisenkinder, verlassene, kranke und pflegebedürftige Menschen zu finden, die von einem Tag auf den anderen mittellos blieben. Und für solche Menschen wurde auch dieses Spital mit Armenhaus errichtet, das ihnen nach solch einem schweren Schicksalsschlag fast die einzige Überlebenschance bot. Die beachtenswerte Architektur des eingeschossigen Gebäudes mit einfachem Satteldach zeichnet sich neben der mächtigen Frontseite, die seit Jahrhunderten unverändert geblieben ist, besonders durch den Grundriss aus, der von oben betrachtet Kreuzform hat und den Sinn sowie die eigentliche Bestimmung dieses Hauses verdeutlichen soll. Den Eingangsbereich der Frontseite zieren bis heute die Wappen beider Adelsgeschlechter, die dieses Spital gründeten – der Herren von Wilczek und Oetting – mit der Stuckaufschrift auf der Fassade:       

                                          „JOSEPH DE WILCZEK, M. FRED. COM. DE OETTING 1761“.     

Doch bereits kurz nach der Fertigstellung wurde der eigentlich Bestimmungszweck des Gebäudes geändert. 1762 wurde innerhalb Österreich-Ungarns der Schulpflicht gesetzlich verankert. Und deshalb wurden hier Räumlichkeiten für die gesetzlich verlange Pfarrschule mit zwei Schulklassen eingerichtet. Betrieben wurde die Schule bis 1869 vom hiesigen Kirchen- und Pfarramt, wobei der Schulunterricht unter recht komplizierten Bedingungen und auf engstem Raum stattfinden musste, und zwar bis 1877. Ab diesem Jahr wurde die Schule dann zur Volksschule umfunktioniert. In den beiden Schulklassen wurden Religion, Lesen und die Unterrichtssprache (Tschechisch erst ab 1872 und dann weiterhin neben Tschechisch auch verpflichtend Deutsch) gelehrt. Die Schule hat die beiden Weltkriege ohne größere Schäden überstanden.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude saniert und innen zu mehreren kleineren Wohnungseinheiten umgebaut. Die Mietwohnungen gingen nach 1990 in den Besitz der Stadt Klimkovice über. Dieses wertvolle Gebäude ist bis heute im Besitz der Stadt geblieben.

 

Quellen:  - Aufzeichnungen in der Chronik der Stadt Klimkovice Teil I bis V,

                  - A. Hub – Klimkovice – Herausgeber: Stadtamt Klimkovice 1994

Erstellt von:  Ing. Jiří Pillich – Chronist der Stadt

                    Mai 2011