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Stadtbrauerei
49.7864453N, 18.1325108E
Der einstige Stolz und Reichtum der Stadt und ihrer Bewohner. Doch nach einem tragischen Schicksalsschlag blieben vom Gebäude nur ein Abdruck im Steinbelag am Hauptplatz und der Torso eines Brunnens übrig.
Würde sich ein Interessent auf die Spuren der Brauerei in Klimkovice begeben, würde ihm wahrscheinlich nichts anderes übrig bleiben, als enttäuscht zur Kenntnis nehmen zu müssen, dass über die Existenz dieser Brauerei kaum etwas bekannt ist. Zwar ist die Existenz inmitten des altehrwürdigen städtischen Marktplatzes zweifellos historisch belegt, doch aus dem langen Zeitabschnitt, als hier die Bürger von Klimkovice Bier brauten, ist leider nichts erhalten geblieben. Keine Informationen oder Dokumente, ja nicht einmal Volkserzählungen oder Bräuche sind von der Brauerei oder vom Ausschank des Biers aus Klimkovice überliefert.
Klimkovice erhielt in der Gründungszeit in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von seinem Gründer bedeutende Stadtrechte erteilt, darunter auch das Braurecht. Doch dieses Recht gebührte nur den wohlhabendsten Bürgern. 1545 erteilte der damalige Stadtherr Hynek I. von Bruntál (Johanna von Bítovs zweiter Ehemann) den Bürgern das „Weinschenkrecht“, und erst der nachfolgende Stadtherr Hynek II. von Vrbno (in Klimkovice in den Jahren 1560 – 1573) trug durch die Erteilung weiterer Privilegien auf bedeutende Weise zum markanten wirtschaftlichen Aufschwung bei. Mit seiner auf Schloss Klimkovice erlassenen Urkunde vom 19. Juli 1564 befreite er die Bürger vom Frondienst, mit Ausnahme von 6 Tagen im Jahren für Feldarbeiten, die Maht und Getreideernte. Der Frondienst wurde in jährliche Zahlungen übertragen, die für die Besitzer von Häusern mit Braurecht 1 Gulden und für Handwerker ½ Gulden ausmachten. Im selben Jahr erteilte er am 24. Dezember den Bürgern mit Braurecht die Genehmigung zum Bau einer eigenen Brauerei, die mitten auf dem mittelalterlichen Hauptplatz errichtet wurde. Aus der Verpflichtung, jährlich 6 Groschen pro Bier-Charge abzuführen, sollten Wartungs- und Reparaturarbeiten in der Brauerei durchgeführt werden. Der genannten Adelige verlangte in seinem weiteren Privileg vom 25. April 1565 anstelle der Pflicht zur Abgabe von Malz aus der städtischen Brauerei in Naturalien die Gebühr von 30 Groschen pro ein Maß Malz. Ursprünglich wollte man das von den Bürgern abgegebene Malz für die Bierherstellung in einer eigens der Obrigkeit dienenden Brauerei nutzen. Doch dieses Vorhaben wurde von den Stadtherren nicht umgesetzt.
Es steht jedoch fest, dass die Stadtbrauerei in Klimkovice nicht nur den feudalen Besitzern alljährlich ein hohes Einkommen bescherte, sondern dass es sich beim Brauen von Bier auch für die Bürger, die Schenken und Wirtshäuser in der gesamten Herrschaft um ein einträgliches Geschäft handelte. Hynek II. schaffte es mit seinen Fähigkeiten schrittweise bis zum Landeshauptmann des Fürstentums Troppau.
Das Bier aus der Stadtbrauerei Klimkovice wurde in die gesamte Herrschaft ausgeführt. Zu dieser gehörten neben der gleichnamigen Stadt auch 19 unterstellte Dörfer (Lagnov, Martinov, der Hof Hýlov, Vřesina, Polanka, Svinov, Poruba, Třebovice, Krásné Pole, Děhylov, Bravantice, Studénka, Jistebník, Dobroslavice, Velká Polom, Čavisov usw.). Leider hatte die Brauerei keine Kellerräume, in denen das fertige Bier hätte kühl gelagert werden können. Doch das hätten die tiefen Keller der einzelnen Bürgerhäuser aus dem Hauptplatz übernehmen können. (Einige von ihnen sind im gepflegten Zustand bis heute erhalten geblieben.) Auch während der Herrschaft des Fürstengeschlechts Wilczek florierten der Handel und die Wirtschaft in der Stadt, mit Ausnahme der Kriegsjahre und der Pestepidemien, die in Schlesien vor allem im 18. Jahrhundert wüteten. Doch die größten Tragödien für die Stadt und ihre Bewohner waren die beiden verheerenden Brände. Der erste, der in der Nacht vom 29. auf den 30. August 1848 ausbracht und im Stadtzentrum wütete, zerstörte 97 Holzhäuser und viele weitere Gehöfte. Bei diesem Feuer brannte auch die mitten auf dem Hauptplatz stehende Brauerei bis auf die Grundmauern aus. Nach dieser Tragödie waren die Obrigkeit und die Stadtherren von Wilczek nicht am Wiederaufbau interessiert, da sie in das nahe gelegene Schloss Poruba umzogen. Sie ließen nur das stark beschädigte Schlossgebäude reparieren und zogen bald darauf auf Burg Kreuzenstein in Niederösterreich um. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde an derselben Stelle mitten auf dem Hauptplatz, wo bis zum Brand in 1848 die Brauerei stand, eine neues, diesmal gemauertes Gebäude errichtet, das im Volksmund „Buduněk“ genannt wurde und in den kommenden Jahren auch das Rathaus beherbergte. Einzige Erinnerung an die Brauerei und ein stummer Zeuge der Geschichte ist bis heute der mittelalterliche Brunnen geblieben, dessen Wasser von unseren Vorfahren auch für die Bierherstellung genutzt wurde.
Anhand nicht nachweisbarer Informationen wurde noch mehrere Jahrzehnte lang nach 1848 Bier gebraut, und zwar bis 1892. Es handelte sich jedoch nur noch um Produkte aus häuslicher Herstellung.
Quellen und Literatur:
- Jiří Tichánek – Zdeněk Šerý: Adelsresidenzen in der Region Nový Jičín (Butterfly Opava 2003)
- Antonín Hub: Klimkovice (1994)
- Jiří Jurok: Aus der Geschichte von Klimkovice (Landeskundliche Sammlung Bez. Nový Jičín, Nr. 34/1984 S. 30–41)
Erstellt von: Ing. Jiří Pillich, Chronist der Stadt
Klimkovice, August 2008