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In der befreiten Heimat

In der Morgenröte des ersten Maitages erhielt die Stadt ihre Freiheit zurück. Die Verwaltung der öffentlichen Belange wurde vom Revolutionären Nationalausschuss übernommen. Auf Anweisung des ausländischen Rundfunks wurde dieser bereits Anfang 1945 im Geheimen gebildet. Die erste Versammlung fand am 1. Mai 1945 statt. Diese wählte Josef Franz zum Vorsitzenden und ergriff die notwendigen Maßnahmen, um das staatliche und öffentliche Vermögen zu sichern und für Ordnung in der Gemeinde zu sorgen. Der erste Revolutionäre Nationalausschuss stand vor schwierigen Aufgaben. Die Kriegsschäden waren enorm. Die Trümmer musste weggeschafft, die im Krieg erlittenen Verluste behoben, die Lebensmittelversorgung sichergestellt und die Familien versorgt werden, die ihr Dach über dem Kopf verloren hatten. Es mussten die Straßen erneuert und die Verkehrsanbindung an die Industriestadt Ostrava wiederhergestellt werden. Und weiter musste die Bestellung des Bodens nach den Deutschen sichergestellt werden. Eine große Herausforderung bestand in der Beschlagnahme deutschen Vermögens und in der Abschiebung der Deutschen ab dem 10. März 1946. Aus Klimkovice wurden 248 Bürger deutscher Nationalität vertrieben und 25 Häuser beschlagnahmt.

Das vom Krieg schwer heimgesuchte Schlesien benötigte schnell Hilfe. Von der Regierung wurden außerordentliche Finanzmittel für den Wiederaufbau freigegeben, doch diese waren in erster Linie für die Wirtschaft und die Rettung des staatlichen Vermögens bestimmt. Ein Aufruf zur Soforthilfe für die schlesische Bevölkerung kam von der akademischen Malerin Helena Salichová aus Polanka nad Odrou und von Jindřich Šajnar aus Krásné Pole. Der Erlös aus dem Verkauf ihrer Bilder mit der Darstellung der Kriegsschäden in den zerstörten Gemeinden ging unter der Leitung des Ländlichen Nationalausschusses in Ostrava an das Projekt „Wir bauen Schlesien auf“. Dieses wurde am 23. September 1945 in Ostrá Hůrka bei Opava offiziell verkündet. Den Höhepunkt bildete die Idee, böhmische und mährische Städte um die Übernahme einer Patenschaft über die betroffenen Städte in Schlesien zu bitten. Auch Klimkovice fand einen Schirmherrn, und zwar die „Mutter aller Städte“ – die Hauptstadt Prag. Der Antrag auf Schirmherrschaft wurde anlässlich des Besuchs des Oberbürgermeisters der Hauptstadt Prag in Ostrava am 6. April 1946 eingereicht. Der feierliche Akt der Übernahme der Schirmherrschaft fand am 18. Juli 1946 in Anwesenheit von Dr. Václav Vacek, dem Oberbürgermeister von Prag, in Klimkovice statt. Die Delegation wurde auch von Helena Salichová empfangen. Die Stadt Prag erwies sich als großzügiger Spender. Aus den Spenden der Prager Bevölkerung wurden in den kommenden Jahren 3,3 Mio. tschechoslowakische Kronen an Klimkovice überwiesen.

Nach 1945 ereigneten sich im Land politische und wirtschaftliche Änderungen, die auch die Entwicklung der Stadt in der Nachkriegszeit beeinflussten. Bis 1948 verliefen die Ereignisse auf Basis einer parlamentarischen Demokratie. Die politischen Parteien schlossen sich zur Nationalfront zusammen, die das Bestreben der Bürger zum Wiederaufbau und Ausbau der vom Krieg zerstörten Wirtschaft vereinte. Eine bedeutende Stellung im damaligen politischen Geschehen hatte die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei. Bei den letzten freien Wahlen im Nachkriegsjahr 1946 bekam sie mehr als 40 % der Stimmen. In Klimkovice wählten 32,26 % der Wähler die Kommunisten. Dann folgten die Volkspartei mit 27,96 %, die Sozialdemokraten mit 23,95 % und die Sozialistische Partei mit 15,9 % der Stimmen.

Ausschlaggebend für die weitere Entwicklung war der politische Machtkampf, der in den dramatischen Ereignissen im Februar 1948 seinen Höhepunkt fand, als die Kommunistische Partei im ganzen Land die Macht ergriff. Daraufhin entstanden überall Ausschüsse der Nationalfront mit umfangreichen Befugnissen, deren Aufgabe darin bestand, die zuvor gewählten Organe neu zu organisieren und schrittweise die Wirkung der demokratischen Strukturen im Staat einzuschränken. So beeinflusste auch der hiesige Ausschuss der Nationalfront die Zusammensetzung des Örtlichen Nationalausschusses mit 70 % der Vertreter aus den Reihen der Kommunisten, die sich somit den entscheidenden Einfluss in der Gemeinde sicherten. Durch das Ausschalten der Opposition ebnete sich die Kommunistische Partei den Weg zur Durchsetzung der Umstrukturierung der Republik in einen sozialistischen Staat nach russischem Vorbild.

Die erste große Änderung im Jahr 1945 in Form der Annahme des Gesetzes über die Verstaatlichung der Industrie, hatte noch keine direkte Auswirkung auf Klimkovice, da in der Stadt nicht viele Industriebetriebe angesiedelt waren. Erst die nächste Etappe der Verstaatlichung der Industrie ab 1948 wirkte sich auf den einzigen Industriebetrieb der Stadt, die Firma Josef Gelnar Möbelherstellung (später Holzverarbeitung) aus. Die weitere Entwicklung ging in Richtung Verstaatlichung des Handwerks und Aufbau der kommunalen Dienstleistungen, denen schrittweise fast alle Gewerbetreibenden beitreten mussten, wenn sie ihr Gewerbe nicht selbst stilllegten und in Industriebetrieben in Ostrava arbeiteten. Diese Entwicklung brachte natürlich eine Reihe von Schwierigkeiten mit sich, mit denen die Stadt lange Zeit zu kämpfen hatte. Nach der Befreiung der Stadt gab es in Klimkovice folgende Handwerksbetriebe: Tischlerei, 2 Fleischer, 2 Bäcker, Uhrmacher, Installateur, Elektriker, Buchhändler, 3 Tischler, Dachdecker, Schlosser, Radmacher, 3 Schmiede, Klempner, Seilmacher, Sattler, Gärtnerei, Näher, 3 Schneider, 3 Schuhmacher, Limonadenfabrik, Zuckerbäckerei, 4 Wirtshäuser und 10 Geschäfte.

Während der Prozess der Verstaatlichung der Industrie und des Gewerbes bei uns relativ ruhig verlief, war dem bei der Kollektivierung des landwirtschaftlichen Bodens in den einheitlichen Genossenschaften, was auf dem IX. Parteitag der Kommunistischen Partei 1949 beschlossen wurde, nicht der Fall. Die hiesigen Vertreter der Kommunistischen Partei erwogen bereits 1948, eine landwirtschaftliche Genossenschaft zu gründen. Und deshalb wurde am 1. November 1949 der vorbereitende Ausschuss mit dem Vorsitzenden František Malík ernannt, damals bereits als Referent des Bezirks-Nationalausschusses in Bílovec tätig. Dieser sollte den Grundstein für die künftige einheitliche Genossenschaft legen. Es wurden jeweils zwei Mitglieder festgelegt, die zusammen die Bauern besuchten und sie in Gesprächen zur Mitgliedschaft in der Genossenschaft überredeten. Noch vor Ende 1949 wurde diese, als eine der im ersten Bezirk, auch tatsächlich gegründet.

Während der Gesamtdauer des Bestehens der genossenschaftlichen Bewirtschaftung stiegen die Erträge und die Leistung schrittweise an, und das trotz stetig wachsender Produktionskosten, die jedoch vom Staat gefördert wurden. Die Genossenschaft JZD Ostravan gehörte zu den besten im Bezirk Nový Jičín. Der Durchschnittslohn von 2 785 tschechoslowakischen Kronen war mit dem Lohn in Industriebetrieben vergleichbar. Doch die landwirtschaftliche Massenproduktion zeigte auch bald ihre Schattenseite. Die Überdüngung mit Kunstdünger erhöhte zwar die Erträge, wirkte sich jedoch negativ auf die Qualität der Lebensmittel, des Bodens und des Grundwassers aus. Auch einige der Herbizide und Pestizide erwiesen sich als gesundheitsschädlich. Die schweren Geräte verdichteten den Boden und verschlechterten die Bodenstruktur. Die Beziehung zum Boden ging langsam verloren, da von den 859 Arbeitern der Genossenschaft fast niemand mehr eigenen Boden besaß. Auch trotz dieser negativen Auswirkungen brachte die genossenschaftliche Bewirtschaftung die Abschaffung der schweren körperlichen Arbeit mit sich. Es zeigte sich auch, dass bei vernünftiger Organisation und verantwortungsvollem Handeln der Eigentümer des Bodens die genossenschaftliche Bewirtschaftung ihre Zukunft hat. Der erste Schritt auf diesem Weg war der Zerfall des untragbaren landwirtschaftlichen Giganten EC JZD Ostravan am 31.12. 1990.