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Okkupation und Zweiter Weltkrieg

Die Okkupation der Stadt in den Jahren 1938 – 1945 stellt sicher das dunkelste Kapitel ihrer Geschichte dar. Damals wurde Klimkovice ganz plötzlich und unerwartet, trotz der Tatsache, dass es sich um eine rein tschechische Stadt in Schlesien handelte, zum Bestandteil des Deutschen Reichs. Es war am Nachmittag des 6. Oktober 1938 als der tschechoslowakische Rundfunk die unfassbare Nachricht verkündete, dass Klimkovice zur sog. fünften Okkupationszone gehört.

1938 lebten in Klimkovice 973 Familien mit insgesamt 3 564 Einwohnern, davon 289 deutscher Nationalität. Bis zur Mitte der Dreißigerjahre lebte die deutsche Minderheit in einem relativ friedlichen Miteinander mit der tschechischen Bevölkerung. Die Deutschen hatten in der Stadt ihre deutsche Schule, ihre eigene Presse, eigene Handwerksbetriebe sowie Vertreter im Stadtrat. Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus wuchs auch die Intoleranz, die von der Nazipropaganda, in unserer Region insbesondere durch die Sudetendeutsche Partei unter der Führung von Konrad Henlein, absichtlich verbreitet und verstärkt wurde. Durch das Münchner Abkommen, die nachfolgende Besetzung der tschechischen Grenzgebiete und deren Anschluss an das Deutsche Reich wurden die Wünsche der Sudetendeutschen erhört.

Am 9. Oktober 1938, einem Sonntag mit schönem Herbstwetter, marschierten deutsche Truppen in Klimkovice ein. Genau um 12 Uhr mittags fuhr auf dem Hauptplatz eine Kolonne aus Militärfahrzeugen vor, die von der versammelten deutschen Bevölkerung, mit ihrem Ortsleiter Josef Rotter an der Spitze, begeistert begrüßt wurde. Nach den festlichen Ansprachen fuhren die Truppe bis Polanka weiter, um das Gebiet bis zur Oder einzunehmen. Die besetzten Gebiete wurden an das Deutsche Reich angeschlossen, als der sog. Sudetengau mit Sitz in Liberec.

Unmittelbar nach der Besetzung von Klimkovice begannen die Deutschen damit, eine neue Ordnung durchzusetzen. Klimkovice wurde in Königsberg umbenannt, Deutsch wurde Amtssprache, alle tschechischen Schilder wurden abgehängt, von der Fassade des Rathauses wurde das Stadtwappen abgenommen und durch die Aufschrift „Stadtgemeinde Königsberg“ ersetzt. Am 13. Oktober wurde der tschechische Bürgermeister František Vavrečka seines Amtes enthoben und durch Ortsleiter Josef Rotter, einen ehemaligen Beamten der Herrschaft Wilczek, ersetzt. Mit der Leitung der Schulen wurden deutsche Lehrer beauftragt, der Sokol-Turnverein wurde aufgelöst und der Sokol-Turnsaal wurde in „Deutsches Haus“ und das Haus des Arbeiters in „Turnhalle“ umbenannt. Hunderte tschechische Bürger wurden gezwungen ihre Häuser zu verlassen und in das Innenland zu ziehen.

In den kommenden Monaten wurde die Germanisierung der Stadt fortgesetzt. Am 1. September 1939 wurde die tschechische Bürgerschule aufgelöst und die Schüler wurde nach Polanka nad Odrou umgesiedelt. Die öffentliche tschechische Bibliothek wurde geschlossen und die 3 209 Bücher im Wert von mehr als 20 000 CZK wurden beschlagnahmt und abtransportiert. 1939 wurden die Dominikanerinnen vertrieben und das Klostergebäude in das „Haus der Hitlerjugend“ umfunktioniert. Es wechselten sich mehrere Jungen- und Mädchengruppen zu 200 Kindern ab. Ihr Benehmen war arrogant und provokativ, wofür sich auch die örtlichen deutschen Bewohner schämten.

Von Beginn an wurde die geplante Besiedlung der Stadt mit deutscher Bevölkerung durchgeführt, deren Zahl innerhalb von drei Jahren von 289 auf 990 anstieg. Darunter waren neben Sudetendeutschen auch ganz neue Ankömmlinge aus Südtirol. Sie zogen in die Bauernhöfe der vertriebenen tschechischen Bauern aus Klimkovice, deren Vermögen samt der Tiere beschlagnahmt und den deutschen Siedlern übergeben wurde.

Im Bemühen, die tschechische Bevölkerung auf ihre Seite zu bekommen, entschied sich die neue Stadtvertretung mit Bürgermeister Josef Rotter zu mehreren Bauvorhaben in der Stadt. Doch eher das Gegenteil bewirkte 1939 der Abriss des „buduněk“ genannten Rathauses in der Mitte des Hauptplatzes, der danach mit Granit gepflastert wurde.

In anderen Bereich blieb die Entwicklung der Stadt ganz stehen. Am meisten hatte darunter das kulturelle Leben in Klimkovice zu leiden. Während der Gesamtdauer der Okkupation gibt es in der Chronik, außer dem Geburtstag des Führers oder Siegesfeiern, keine einzige Kulturveranstaltung von größerer Bedeutung zu finden.

Mit dem Einmarsch nach Polen am 1. September 1939 entfachte Deutschland den Zweiten Weltkrieg. Die ersten Kriegserfolge stärkten noch mehr das Selbstbewusstsein der hiesigen deutschen Bevölkerung. Doch die Begeisterung legte sich mit der Verkündung der ersten Kriegsmaßnahmen, mit Einführung der Rationierung, dem Einberufen der ersten Männer an die Front und insbesondere mit den ersten Nachrichten über die Gefallenen, die schon am 01.11. 1942 zwölf Mann aus unserer Stadt zählten. Nach der Zerschlagung deutscher Truppen bei Stalingrad begann sich das Verhalten der Deutschen zu ändern, da sie ihren Traum vom tausendjährigen Reiche langsam zerplatzen sahen.

Aufgrund der immer zahlreicheren Luftangriffe auf deutsche Städte wurde im Juni 1943 in Klimkovice die zivile Luftabwehr eingerichtet. Die Gefahr der Luftangriffe stieg im Sommer 1944. Da fuhren bereits Kolonnen deutscher Flüchtlinge aus dem Osten und bald darauf auch deutscher Militärfahrzeuge durch die Stadt. Am 20. Januar 1945 war bereits deutlich die sich nähernde Front zu hören, und die deutsche Bevölkerung wurde immer verzweifelter. Im Februar 1945 wurden die ersten Frauen und Kinder aus deutschen Familien nach Mohelnice na Moravě evakuiert. Die Männer wurden für den sog. „Volkssturm“ rekrutiert und bereiteten sich auf die Verteidigung der Stadt vor.

Im März 1945 flogen russische Flugzeuge über Klimkovice hinweg und warfen mehrere Bomben auf die Siedlung Janovice ab. Die Ereignisse führten zum Beginn der Operation Ostrava.

Am Donnerstag, dem 26. April 1945, startete die russische Armee ihren Angriff auf die Stadt. Rund um drei Uhr am Nachmittag wurde beim Luftangriffe von 9 russischen Flugzeugen Bomben auf militärische Ziele in der Stadt abgeworfen. Auf dem Hauptplatz wurden drei Häuser getroffen, wobei 7 Personen starben. Die Luftangriffe wurden tags und nachts auch in den folgenden Tagen fortgesetzt. Am tragischsten war die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 1945. Die ganze Nacht wurde geschossen, neue und alte Häuser brannten ab und die Stadt verwandelte sich langsam in eine Ruine. Nach Mitternacht verließen die letzten deutschen Soldaten die Stadt. Am Dienstag, dem 1. Mai, drangen die ersten Truppen der russischen Armee in die Stadt ein und kämpften sich durch den dichten Rauch brennender Häuser ihren Weg in die Innenstadt. Die befreite Bevölkerung verließ ihre Verstecke und Keller, um die Befreier zu begrüßen. Es wurde gefeiert und getanzt, als auf dem Hauptplatz erneut Rauchschwaden zu sehen waren. Aus dem Schloss stiegen Flammen auf. Der Brand im Schloss, der von den hiesigen Deutschen gelegt worden war, machte die Zerstörung der Stadt vollständig.

Es ist kaum bekannt, dass sich an der Befreiung von Klimkovice neben der russischen Armee auch die 1. Tschechoslowakische Panzerbrigade beteiligte, die in Busuluk entstanden und an den Kämpfen um Sokolov, Bila Zerkwa, Kiew und Dukla sowie an der Operation Ostrava beteiligt gewesen war. Über das militärische Vorgehen dieser Brigade in unserer Stadt erfahren wir direkt aus dem Militär-Tagebuch der 1. Tschechoslowakischen Panzerbrigade, in dem steht, dass am Sonntag, dem 29. April 1945, die Panzer des 3. Panzer-Bataillons auf der Straße von Čavisov und dann auf dem Waldweg zur Anhöhe Mezihoří vordrangen und bei Sonnenaufgang Hýlov erreichten (im Bereich des heutigen Kurbades). Den ganzen Tag wurde intensiv gekämpft, und erst nach 21 Uhr drangen 2 Panzer in die Siedlung vor und befreiten sie. Am Montag, dem 30. April 1945, bewegten sich in den Morgenstunden Panzer des 3. Bataillons zum Angriff auf die Stadt Klimkovice und erreichten den westlichen Stadtrand. Hier erhielten sie um 10:30 Uhr den Befehl zum weiteren Vordringen in Richtung Vřesina und Janová, überquerten noch am selben Tag die Oder und befreiten Zábřeh und Vítkovice.

Klimkovice wurde im Krieg stark beschädigt. Von den insgesamt 578 Wohnhäusern blieben nur 43 unbeschädigt, 39 wurden bei Luftangriffen und Befreiungskämpfen vollkommen zerstört und weitere 38 Häuser mussten aufgrund der Schäden abgerissen werden. 457 Häusern wurden leicht beschädigt. 78 Familien verloren das Dach über dem Kopf und weitere 23 Familien in Miete verloren ihr gesamtes Hab und Gut. Die Kriegsschäden wurde auf insgesamt 50 Mio. tschechoslowakische Kronen beziffert. 13 Bewohner kamen ums Leben.

In den Befreiungskämpfen um Klimkovice sind 30 Kämpfer der Roten Armee gefallen, davon 26 Soldaten, ein Kapitän der medizinischen Versorgung, 1 Pilot/Leutnant und 2 Sergeanten. Sie waren nicht die einzigen Opfer. 19 Bürger mussten während der Okkupation die Qualen der Konzentrationslager und Gefängnisse erleiden, von denen 8 dort verstarben. 13 Bürger jüdischer Abstammung fielen den Rassengesetzen Nazideutschlands zum Opfer.