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Kloster der Dominikanerinnen

49.7880144N, 18.1260836E

klášter

Das Gebäude der „Klosterschule“ gehört heutzutage zu den historisch wertvollsten Bauten der Stadt. Neben der Kunstgrundschule (ZUŠ) Klimkovice beherbergt es im Erdgeschoss auch die öffentliche Bibliothek.

Die wichtigsten Aufgaben der Selbstverwaltung und des Stadtrates in der zweiten Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, d. h. vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, waren die Stärkung der tschechischen Nationalidentität in einer Zeit der immer stärker eindringenden Einflüsse der voranschreitenden Germanisierung in Böhmen, Mähren und Schlesien, sowie der kulturelle, wirtschaftliche sowie soziale Aufschwung der Stadt. In den Jahren 1876 – 1877 gelang es der Stadtverwaltung zwar mit Unterstützung des tschechischen Nationalbewusstseins nach mehrjährigen Bemühungen den Bau einer neuen tschechischen Volksschule durchzusetzen, doch die Bemühungen um die Gründung weiterer tschechischer weiterführender Schulen stießen auf bereits größere Hindernisse und Unverständnis. Doch einer der berühmten Söhne der Stadt, Pater Angelus (Ludvík) Lubojacký, ehemaliger Prior der Dominikaner in Prager und Gründer des Kloster der Dominikanerinnen in Řepčín u Olomouce, unterstützte das Vorhaben der Gründung eines tschechischen Kirchengymnasiums für Jungen mit Sitz in seiner Geburtsstadt Klimkovice. Er ließ in Jahren 1892 – 1893 auf seine Kosten die Errichtung des Gebäudes auf einem Grundstück in der Nähe des Friedhofs mit der Dreifaltigkeitskirche planen und vorbereiten. Für den Bau der neuen Schule wurde sogar ein eigenes Finanzunternehmen gegründet, an dessen Entstehung neben dem Architekten und Baumeister Emil Hanke aus Frýdek auch Ludvík Kunz, der in Klimkovice geborene „Bau-Praktikant“, der später zum Bürgermeister ernannt wurde, beteiligt war. Der Unterricht wurde relativ bald, schon im Jahr 1894, aufgenommen, doch leider wurde nur zwei Jahre lang unterrichtet. Da der Schule von den Ämtern das Recht auf Unterricht in tschechischer Sprache verwehrt wurde, musste die Schule im dritten Jahr nach ihrer Gründung die Tore schließen. 1896 wurde per Bescheid des Olmützer Erzbischofs Dr. Theodor Kohn im Gebäude der Privatschule ein Mädcheninternat eingerichtet, dessen Verwaltung dem Orden der Dominikanerinnen mit Sitz in Řepčín u Olomouce anvertraut wurde. Es war die erste Klosterschule in Schlesien, die Mädchen nach dem Abschluss der Grundschule eine Weiterbildung im Bereich der Hauswirtschaft anbot. Damals wurden Fächer wie Klavier, Nähen und Sticken, Kochen und Pädagogik unterrichtet. Die Absolventinnen konnten eine Anstellung als Handarbeitslehrerinnen an Volksschulen oder als Betreuerinnen in Kindergärten finden. (Zu den bedeutenden Persönlichkeiten, die diese Schule absolvierten, gehörte unter anderem die spätere akademische Malerin Helena Salichová.) Ab 1916 wurde in einige der Schulräume das Waisenhaus aus Klimkovice verlegt. Der Unterricht in der Klosterschule wurde ein paar Tage nach Kriegsende 1918 beendet. Ab 1. Oktober dieses Jahres kümmerten sich die Dominikanerinnen um zurückgebliebene und geistig behinderte Kinder, von denen es nach dem Ersten Weltkrieg sehr viele in der neuen Republik gab. Im weiteren Verlauf der Ersten Republik wandelte sich die Schule schrittweise in eine Hilfsschule. Vor 1938 besuchten die Schule bis zu sechzig Schüler aus den Gebieten Klimkovice, Bílovec, Opava, Frýdek-Místek, Ostrava und Těšín sowie vereinzelt auch aus entfernteren Gebieten in Mähren. Die Schule war bestrebt, die Kinder trotz ihrer geistigen oder körperlichen Beeinträchtigung auf ihr künftiges Leben vorzubereiten.

Nach der Okkupation durch Nazideutschland und die Entstehung der Sudeten 1938 wurde die damals gut geführte und finanziell gut gestellte Hilfsschule zwangsweise geschlossen und der Unterricht beendet. Das Schulgebäude wurde von Deutschen besetzt und künftig von den Verbänden der Landjahrjugend genutzt. Und das ganze sieben Kriegsjahre lang. Erst nach der Befreiung 1945 wurden im Gebäude vorübergehend einige der niedrigen Jahrgänge der Grundschule untergebracht. Im Erdgeschoss wurden die schulische Nachmittagsbetreuung und der Speisesaal eingerichtet, wo Schulkinder aus ganz Klimkovice ihr Mittagessen bekamen. Um den Betrieb sicherzustellen, wurde im Gebäude eine Wohnung für den Schulwart eingerichtet. Nach 1948 wechselt das Gebäude samt Areal in den Besitz des tschechoslowakischen Staates und für die Nutzung sind die Organe des örtlichen Nationalausschusses zuständig. Und so wurden zu Beginn der 1950er Jahre einige der Räume im ersten Obergeschoss für die Sammlungen des damals neu gegründeten Landeskundemuseums Klimkovice genutzt, das eher unter dem Namen seines Gründers als Turek-Museum bekannt war. Später, erst im Jahr 1980, wurden alle Museumsausstellungen in das Schloss übersiedelt, das zur Niederlassung des Landeskundemuseums Nový Jičín wurde.

Im Herbst 1953 wurde in das Klostergebäude aus den provisorischen und völlig unzureichenden Schlossräumen auch der Unterricht der neu gegründeten Musikschule Klimkovice übersiedelt, wodurch die Schule neben einem selbständigen Betrieb auch einen geräumigeren und dauerhaften Sitz erhielt. Die Musikschule Klimkovice, die im Gebäude im rechten Flügel im ersten Obergeschoss zu finden war, wurde später zur Kunstvolksschule (LŠU) umbenannt. Im linken Teil, darunter im einzigen großen Raum, wurde der Trauungssaal des Örtlichen (später Städtischen) Nationalausschusses eingerichtet. Im Erdgeschoss war in zwei Räumen der Aquaristik-Klub untergebracht, der zunächst dem Kleintierzüchterverein unterstellt war, sich später jedoch selbständig machte. Einige Klassen der ersten Stufe der neunjährigen Grundschule (insgesamt 4 Klassen), der Speiseraum und die Nachmittagsbetreuung sind bis 1979 im Gebäude untergebracht. Auch der Trauungssaal des Städtischen Nationalausschusses war bis in die zweite Jahreshälfte 1985 im Gebäude und wurde dann in die sanierten Räumlichkeiten im ersten Stock des Schlosses verlegt. Ende der 1980er Jahre wurde das Gebäude des ehemaligen Klosters umfassend saniert. Das Dach und die Fassade wurden ausgebessert und im hinteren Teil des ehemaligen Innenhofs wurde ein neuer Kesselraum (Heizkessel für feste Brennstoffe) errichtet. Weiter wurden auch die Innenräume im Erdgeschoss und Obergeschoss generalsaniert. Die Rekonstruktion und der Umbau betrafen auch den linken Bereich im Erdgeschoss, wo die Räume der Bibliothek erweitert und mit modern eingerichtetem Studien- und Leseraum ausgestattet wurden. Auch die Räume für alle Unterrichtsfächer der Kunstgrundschule wurden erweitert. Die Wohnung des Schulwarts wurde aufgelassen und der Aquaristen-Klub übersiedelte, wodurch in den frei gewordenen Räumen Garderoben für die Schüler der Kunstgrundschule eingerichtet, die Anzahl der Unterrichtsräume erhöht und im Erdgeschoss das Lehrerzimmer, die Direktion, Verwaltung und Leitung der Schule eingerichtet werden konnten. Im ersten Obergeschoss entstanden durch die Verbindung mehrere kleiner Räume ein großer und ein kleiner Konzertsaal. Neu wurde auch ein Ballettsaal und ein Unterrichtsraum für den Schauspielunterricht eingerichtet. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde das Gebäude zum Gegenstand eines sehr langen Restitutionsverfahrens, dessen Ergebnis nach jahrelangen Streitigkeiten im Jahr 2000 die Rückgabe an den Orden der Dominikanerinnen war. Das Gebäude wurde sofort danach an den Staat verkauft, und zwar über das Bezirksamt und Schulamt in Nový Jičín. Bald darauf, nachdem diese Ämter aufgelöst und ihre Befugnisse an die neu gegründeten Stellen der Selbstverwaltung der einzelnen Landkreise übertragen wurden (in unseren Bedingungen an das Kreisamt des Mährisch-Schlesischen Landkreises mit Sitz in Ostrava), ging das Vermögen an den Mährisch-Schlesischen Landkreis. Der neue Eigentümer, der gleichzeitig der Betreiber der Kunstgrundschule (ZUŠ) Klimkovice ist, betreibt das Gebäude über die Verwaltung und Leitung der Schule, die bereits 1995 ihre eigene selbständige Rechtssubjektivität als subventionierte Organisation erhielt.

Das Gebäude der „Klosterschule“ gehört heutzutage zu den historisch wertvollsten Bauten der Stadt. Neben der Kunstgrundschule (ZUŠ) Klimkovice beherbergt es im Erdgeschoss auch die öffentliche Bibliothek. Die Bibliothek hat ein modernes Interieur und ist mit zwei PC-Arbeitsplätzen mit öffentlichem Internetanschluss ausgestattet. Die Besucher können auch einen kleineren Raum zum Lesen oder Lernen nutzen.

Erstellt von: Ing. Jiří Pillich, Chronist der Stadt , Klimkovice, April 2008

Quellen: Auszüge aus Archivunterlagen und Dokumenten der Stadt Klimkovice, Unterlagen ehemaliger Chronisten der Stadt A. Výtisk (Schreibmaschine), A. Hub (Anm.), A. Hub:  Klimkovice (1994)