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Kirche der heilige Katharina von Alexandria

49.7862178N, 18.1307425E

kateřina

Diese Stadtdominante von Klimkovice sticht mit der ungewöhnlichen Form der Turmspitze hervor. Wobei es sich nicht um die einzige Besonderheit dieses Bauwerks handelt ...

Da sämtliche schriftliche Aufzeichnungen über die Gründung von Klimkovice den beiden verheerenden Bränden in den Jahren 1848 und 1854 zum Opfer fielen, stehen uns nur sehr bruchstückhafte historische Informationen zur Verfügung. Im alten Inventar der Kirche aus dem Jahr 1806 steht geschrieben, dass die älteste Glocke im Turm eine Aufschrift mit der Jahreszahl 1251 trug. Die zweiten Glocke stammte aus dem Jahr 1261. Daraus lässt sich schließen, dass die Siedlung Klimkovice bereits im 13. Jahrhundert eine Holzkirche mit Turm gehabt haben muss.

1383 ersuchte Beneš I. von Krawarn, ein Vertrauter von König Wenzel IV., diesen darum, die Gemeinde zur Stadt erheben zu lassen. Damit hängt auch das Stadtwappen zusammen – ein silberner Löwe im roten Feld, auf einer grünen Erhebung.

Beim Abklopfen alter Verputzschichten auf der Steinmauer beim kleinen Fenster der alten Sakristei wurde die Jahreszahl 1547 entdeckt, die wahrscheinlich das Baujahr der gemauerten Kirche während der Herrschaft von Johanna von Bítov bedeutet.

1572 ging die Herrschaft Klimkovice an den Adeligen niederen Standes Ondřej Bzenec von Poruba. Er gehörte zum Geschlecht der berühmten böhmischen Ritter, die zu Beginn des 16. Jhd. im Kampf gegen die Türken Berühmtheit erlangten. Nach seiner Rückkehr ließ er in den Jahren 1578 – 1579 das Schloss und die Kirche im Stil der Renaissance umbauen. Geweiht wurde das Gotteshaus der hl. Katharina, der Schutzheiligen seiner Gemahlin. Damals wurde das Kirchengebäude um den Westflügel mit Turm erweitert. Doch der massive Turm drückte den Untergrund in Richtung des heutigen Parks und geriet nach und nach in eine Schieflage. Als Schutzmaßnahme wurde ein riesiger Stützpfeiler angebaut, um die Neigung des Turms zu stoppen. Dieser weicht heute rund 64 cm von seiner Achse ab. Nach dem verheerenden Brand im Jahr 1854 wurde die Turmspitze im Renaissancestil nicht mehr erneuert, sondern mit einem kleinen, niedrigen Dach abgeschlossen, das wir heute noch sehen können.

Der Chor war mit dem ersten Geschoss des Schlosses über einen überirdischen Gang verbunden, auf dem die Adeligen zur Messe gelangten. Ursprünglich hatte dieser Gang nur ein Holzdach.          

Ondřej Bzenec ließ unter dem Presbyterium das Familiengrab der Herren von Bzenec anlegen. Heute liegt der Eingang, der sich vor dem Gabentisch befindet, unter dem Bodenbelag. Rechts sind die Grabsteine der Herren von Bzenec zu sehen.            

Im Jahre 1612 wurde die Herrschaft Klimkovice von der Adelsfamilie Vlček von Dubá erworben. Diese bekannte sich zunächst zum evangelischen Glauben, doch nach der Schlacht am Weißen Berg und der Rekatholisierung wurde Heinrich Wilhelm Vlček im katholischen Glauben bei den Jesuiten in Vratislav erzogen.

In den Jahren 1730 – 1738 ließ Heinrich Wilhelm an der Nordseite der Pfarrkirche eine Kapelle im byzantinischen Stil mit wunderschöner, 25 m hoher Kuppel anbauen, die von acht eingebauten Säulen gestützt wird, die mit der Ausführung ihrer Schäfte dem korinthischen Stil nachempfunden sind. Den Altar mit Gottesgrab zieren die Statue des hl. Johannes von Nepomuk, rechts davon die Statue des hl. Wenzel und links davon die Statue des hl. Apostels Judas Thaddäus.

Heinrich Wilhelm Vlček machte Karriere als Feldmarschall der kaiserlichen Truppen, und da er sich in einem deutschsprachigen Umfeld bewegte, sprach er vermehrt Deutsch und verdeutschte auch seinen Namen. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Herren von Vlček als von Wilczek geschrieben. 

Gegenüber dem Altar, auf der Westseite des Kapelle steht seine Büste in Lebensgröße. Sie blickt in Richtung zum Grab, dessen Eingang sich unter den Sitzbänken in der Kapelle befindet.

Die Katharinenkirche und das Schloss schaffen zusammen ein interessantes architektonisches Ganzes. Die Dominante des Gotteshauses bildet der Hauptaltar mit Säulen aus Kunstmarmor. Auf dem Altar stehen vier barocke Plastiken. Eine der Holzstatuen verkörpert Maria Magdalena mit Kreuz in der Hand, wie sie siegreich auf dem Kopf einer Schlange steht, welche die Erbsünde symbolisiert. Die zweite Statue ist die hl. Rosalia mit Rosen um den Kopf, zu welcher bei Pestepidemien gebetet wurde. Die dritte ist die hl. Barbara im blauen Kleid mit Kelch und Hostie, die Schutzheilige der Bergleute. Und die letzte Statue ist die hl. Apolonia mit Zange in der Hand, die Schutzheilige der Zahnärzte. Das wunderschöne Gemälde im goldenen Rahmen stellt die hl. Katharina dar, der vom Jesuskind ein Ring als seiner Braut überreicht wird. 

Bis 1776 wurden Menschen in nächster Nähe zur Kirche beigesetzt, später wurde der Friedhof aufgelassen.

1939 wurden das Rathaus mitten auf dem Hauptplatz abgerissen und das Missionarskreuz, die Marienstatue und die Statue des hl. Sebastian in den Bereich zwischen der alten Sakristei und der Kapelle platziert. Beim Ausheben der Fundamente für die Aufstellung des Kreuzes stieß man auf Gräber. Bei der Beseitigung dieser Gräber wurde ein Zinnsarg ausgehoben, in dem ein junger Mann im Förster-Gewand begraben lag. Als man die Leiche in einen anderen Sarg umbetten wollte, zerfiel diese zu Staub. Auch später, als rund um die Kirche die Kanalisation verlegt wurde, fand man knapp unter der Erdoberfläche unzählige Knochen. Interessant ist, dass Knochen auch unter den Stützsäulen im Ostbereich der Kirche entdeckt wurden.

Eine weitere Besonderheit der Katharinenkirche ist die Orgel. Zu der ursprünglichen Orgel aus dem Jahr 1900 wurde 1993 ein neuer Teil samt Spieltisch mit drei Manualen angebaut.

Eine weitere Dominante der Katharinenkirche bilden die fünfzehn Kristallglas-Kronleuchter, allen voran der große theresianische Kristallglas-Kronleuchter, auf dem ursprünglich Kerzen angebracht waren. Später wurden die Kronleuchter in zwei Schritten an das Stromnetz angeschlossen und 2001 dann generalsaniert.

Erstellt von: Miroslav Kaštovský